Auch im demokratischen Staat werde nicht über alles abgestimmt

Bischof Feige: Keine Angst vor mehr Demokratie in der Kirche

Veröffentlicht am 05.05.2021 um 17:09 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Magdeburg ‐ Forderungen nach einer Demokratisierung der katholischen Kirche bereiten dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige keine Sorgen. Er ist überzeugt: Ihr Proprium müsste die Kirche auch unter demokratischeren Strukturen nicht aufgeben.

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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat keine Angst vor mehr Demokratie in der katholischen Kirche. Die Kirche befürworte heute ausdrücklich demokratische Verhältnisse in allen Bereichen politischen und bürgerlichen Lebens – warum solle sie sich "nicht auch selbst mehr und mutiger darauf einlassen?", schreibt Feige in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Ihr Proprium müsse die Kirche dazu durchaus nicht aufgeben. Schließlich werde auch in einem freiheitlich-demokratischen Staat nicht über alles abgestimmt; auch dort gebe es "fundamentale Voraussetzungen, oberste Werte und wesentliche Rechte", die einzuhalten und einklagbar seien.

Viele hofften, die katholische Kirche durch eine Demokratisierung aus ihrer gegenwärtigen Krise herausführen oder wenigstens zu einem glaubwürdigeren Zustand bringen zu können, so Feige weiter. Andere bestritten dies vehement und betonten, dass eine göttliche Stiftung wie die Kirche weder Monarchie noch Demokratie sei, sondern eigenen Regeln zu folgen habe. Und schließlich fragten sich manche, ob das "Demokratie-Modell" angesichts seiner deutlich wahrnehmbaren Schwächen und Gefährdungen überhaupt noch empfohlen werden könne.

Feige verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Demokratie als Staatsform "nicht unbedingt ein Paradies oder Schlaraffenland" sei, sondern zweifellos anspruchsvoll und anstrengend. Demokratie verlange Verantwortungsbewusstsein und Engagement, zugleich könne sie missbraucht oder untergraben werden. "Dazu führe man sich bloß ihre populistische Entstellung durch das autoritäre Gebaren von Machthabern wie Trump oder Orban vor Augen", so der Bischof wörtlich. Andere Möglichkeiten, die Demokratie sogar zugrunde zu richten, seien politische Umstürze, Katastrophen wie eine Pandemie oder technologische Übernahmen durch soziale Netzwerke. Hier seien Wachsamkeit und Zivilcourage nötig. (stz)