Pastoraltheologen kritisieren Umstrukturierungspläne der Theologie
Österreichische Pastoraltheologen kritisieren die Pläne zur Umstrukturierung der universitären Theologie. Sollte die Priesterausbildung zusammengelegt oder komplett an kirchliche Hochschulen verlagert werden, drohe eine "dekontextualisierte Ausbildung kirchlichen Personals", heißt es in einem am Dienstag auf dem österreichischen Online-Portal "feinschwarz.net" veröffentlichten Text. So würde die Ausbildung von Seminaristen und Theologen mit der Gefahr einhergehen, sich von einem in der "konkreten, bunten, unüberschaubaren Welt" gelebten Glauben abzugrenzen.
"Theologie darf nicht nur die Verlängerung der gutbürgerlichen Kirche in die gutbürgerliche Wissenschaft hinein sein", so der Text weiter. Der theologischen Wissenschaft komme neben einer umfassenden Ausbildung kirchlicher Mitarbeiter auch weitere Bedeutung im universitären und gesellschaftlich-säkularen Kontext zu.
Freiheit und Selbstbestimmung
Deshalb brauche es ein Theologiestudium, das von der Kirche "in Freiheit und Selbstbestimmung, zur Entfaltung von Person und Biografie der Studierenden" begleitet werde. Der Theologie müsse es möglich sein, "zwischen den Archiven der Tradition und den konkreten Praktiken einer bunten und intensiven, oft auch dramatischen und widersprüchlichen Wirklichkeit" Diskurse zu initiieren. Dafür müsse sie im kritischen Austausch mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen stehen und sich "offensiv mit den Wissensbeständen und Wissenschaftsmethoden der Gegenwart" befassen.
Zu den Unterzeichnern des Textes gehören die Innsbrucker Pastoraltheologen Christian Bauer und Anna Findl-Ludescher, Rainer Bucher aus Graz, Klara-Antonia Csiszar aus Linz, sowie die Professorin für Praktische Theologie, Regina Polak, und der emeritierte Theologieprofessor Paul Zulehner von der Universität Wien.
An deutschen Priesterseminaren ist die Zahl der Seminaristen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, ebenso wie die der Theologiestudierenden insgesamt. Im Wintersemester 2004/2005 hatten noch 289 Erstsemester ein Vollstudium der Theologie aufgenommen. Im Wintersemester 2019/2020 waren es noch 83. Auch bei Einbeziehung aller Studienabschlüsse gehen die Studierendenzahlen der Theologie zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Studienanfänger in den kirchlichen Studiengängen von 2.839 auf 2.054. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wird deshalb über die Zusammenlegung von Priesterseminaren diskutiert. (cst)