US-Kardinal äußerte sich bei Tagung von katholischer Universität

Tobin: Synodalität zentrales Schlagwort des Franziskus-Pontifikats

Veröffentlicht am 06.05.2021 um 12:09 Uhr – Lesedauer: 

Chicago ‐ US-Kardinal Joseph Tobin hat die Synodalität als zentrales Schlagwort des Franziskus-Pontifikats bezeichnet. Sie sei das Mittel des Papstes, um eine Vielzahl von Stimmen zu hören. Deutliche Worte fand Tobin für die Kritiker der Synodalität.

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Der US-amerikanische Kardinal Joseph Tobin hat die Bedeutung der Synodalität für das Pontifikat von Papst Franziskus betont. Diese sei ein "Schlagwort dieses Papsttums", sagte der Erzbischof von Newark jetzt bei einer Veranstaltung der katholischen Loyola University in Chicago mit dem Titel "Synodalität und das lange Spiel von Papst Franziskus". Tobin bezeichnete die Synodalität als Franziskus' Mittel, um den Fokus der Kirche auf das Bedürfnis nach Barmherzigkeit zu lenken und eine Vielzahl von Stimmen in der Kirche zu hören.

Der Kardinal ging auch auf die wiederkehrende Kritik ein, dass dem Synodenprozess unter Franziskus die Richtung fehle. Eine Entwicklung weg von der Strenge hin zur Barmherzigkeit sei bereits "eine ziemliche Bekehrung", zeigte sich Tobin überzeugt. Diejenigen, die den Papst für seine Offenheit gegenüber der Prinzip der Synodalität kritisierten, hätten eine "rigoristische Mentalität". "Man kann keine imperialistische Haltung an den Tag legen, indem man behauptet, bereits alle Antworten zu haben", betonte der Kardinal, der als enger Vertrauter von Franziskus gilt. Die Synodalität biete die Chance einer "Feinabstimmung der Anwendung des Evangeliums im Lichte der Zeichen der Zeit".

Nächste Synode soll 2022 über Miteinander in der Kirche beraten

Für das kommende Jahr plant Franziskus eine Bischofssynode, bei der er mit den Teilnehmern über mehr Miteinander in der Kirche beraten möchte. Das Thema des bislang für Oktober 2022 geplanten Treffens lautet "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission". In den vergangenen Jahren haben auf Initiative von Franziskus im Vatikan mehrere Synoden stattgefunden, darunter eine Familiensynode (2014/2015), eine Jugendsynode (2018) und die Amazonas-Synode (2019).

Franziskus hat in der Vergangenheit wiederholt seine Vorstellungen von Synodalität erläutert. So erklärte er etwa im September 2019, dass Synoden "kein Parlament" seien. Eine Synode dürfe nicht als Meinungsumfrage mit anschließenden Kompromissen missverstanden werden. "Ohne Heiligen Geist ist es keine Synode, gibt es keine Synodalität", so Franziskus. Und weiter: "Dinge müssen angesprochen werden, diskutiert, so wie es üblich ist, aber es ist kein Parlament. Eine Synode ist kein Abstimmen wie in der Politik: ich gebe dir dieses, du mir jenes." Es gehe auch nicht um "soziologische Umfragen, wie einige meinen". Es sei wichtig, zu wissen, was Laien denken, eine Synode gehe jedoch über Meinungsumfragen hinaus. (stz)