Debatte um Eucharistie für katholische Pro-Abtreibungs-Politiker

USA: Vatikan bremst geplante Bischofsabstimmung zu Kommunionzulassung

Veröffentlicht am 11.05.2021 um 12:35 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Washington ‐ Dürfen katholische Politiker wie Joe Biden, die in der Abtreibungsfrage eine liberalere Position vertreten, die Kommunion erhalten? Die US-Bischöfe wollten demnächst darüber abstimmen. Nun hat sich die Glaubenskongregation zu dem Vorhaben geäußert.

  • Teilen:

Der Vatikan hat den Plan der US-amerikanischen Bischofskonferenz ausgebremst, bei ihrer nächsten Vollversammlung über ein Dokument zur Frage der Kommunionzulassung katholischer Politiker abzustimmen, die in der Abtreibungsfrage eine liberale Haltung einnehmen. Das US-Jesuitenmagazin "America" zitierte am Montag aus einem Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof José H. Gomez, in dem die US-Oberhirten zur Zurückhaltung in der Debatte aufgefordert werden. Ladaria betont dabei die notwendige Einheit der Bischöfe, sollte die Konferenz eine "nationale Regelung zur Kommunionwürdigkeit formulieren". Zugleich müsse jeder Beschluss in diesem Bereich "die Rechte der einzelnen Ordinarien in ihren Diözesen und die Vorrechte des Heiligen Stuhls respektieren".

Das Schreiben ist demnach auf den 7. Mai datiert und eine Antwort auf einen Brief von Erzbischof Gomez. Dieser hatte seinerseits Ende März die Glaubenskongregation über das Vorhaben der US-Bischöfe in Kenntnis gesetzt, bei ihren nächstem Zusammentreffen Anfang Juni eine gemeinsame Publikation über die "Würdigkeit des Kommunionempfangs" zu erarbeiten.

Laut Ladaria muss jedes Dokument zum Kommunionempfang katholischer Politiker in einen größeren Zusammenhang eingebettet werden und sich mit der Frage der grundsätzlichen Eignung aller Gläubigen befassen. Weiter betont der Präfekt der Glaubenskongregation, dass es "irreführend" wäre, "wenn eine solche Erklärung den Eindruck erwecken würde, dass Abtreibung und Euthanasie allein die einzigen schwerwiegenden Angelegenheiten der katholischen Moral- und Soziallehre darstellen, die die volle Rechenschaftspflicht seitens der Katholiken erfordern".

Zweistufiger Dialog

Zudem erinnert Ladaria an den jüngsten Ad-limina-Besuch der US-Bischöfe im Vatikan in den Jahren 2019 und 2020. Die Glaubenskongregation habe den US-Bischöfen damals nahegelegt, in der Debatte um die Kommunionzulassung einen Dialog in zwei Stufen zu pflegen. Die erste Stufe solle innerhalb der Bischofskonferenz stattfinden und das Ziel haben, sich lehramtlich zu einigen und die Einheit der katholischen Kirche in den USA zu gewährleisten. Die zweite Stufe des Dialogs müsse darin bestehen, mit den katholischen Politikern das Gespräch zu suchen, die "Abtreibung, Euthanasie oder andere moralische Übel" befürworteten. Danach stehe die Bischofskonferenz vor der "schwierigen" Aufgabe, "den besten Weg für die Kirche in den Vereinigten Staaten zu erkennen, um die ernste moralische Verantwortung der katholischen Amtsträger zu bezeugen, das menschliche Leben in allen Phasen zu schützen."

Seit dem Amtsantritt Joe Bidens als Präsident hat sich in der katholischen Kirche der USA die Debatte zugespitzt, ob katholische Politiker, die in der Abtreibungsfrage eine liberalere Position vertreten, die Kommunion erhalten dürfen. Der Katholik Biden ist persönlich zwar gegen Schwangerschaftsabbrüche, setzt sich politisch aber für ein Recht darauf ein. Unter den US-Bischöfen herrscht Uneinigkeit darüber, ob Biden wegen seiner Haltung die Eucharistie verweigert werden darf. (mal)