Warten, "bis die letzten soweit sind", könne zu spät sein

Bätzing: Brauchen eine größere Dezentralisierung in der Kirche

Veröffentlicht am 15.05.2021 um 10:20 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Er hoffe, dass der Papst in der Kirche weiter auch dezentrale Entscheidungen in Einzelfragen zulasse, sagte Bischof Georg Bätzing beim Ökumenischen Kirchentag. Vom Synodalen Weg erwarte er eine Dynamik, "die auch zu Ergebnissen führt".

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hofft auf eine größere Dezentralisierung in der Kirche. Auf dem Ökumenischen Kirchentag äußerte der Limburger Bischof am Samstag die Hoffnung, dass Papst Franziskus an dem Prozess festhalte, die Weltkirche weniger zentralistisch auszurichten und stärker darauf setzt, auch eine dezentrale Entscheidung von Einzelfragen zuzulassen. "Wenn wir warten, bis die letzten so weit sind, dass sie Entscheidungen treffen können, ist das zu spät", so Bätzing.

Mit Blick auf den Synodalen Weg wies Bätzing den Eindruck zurück, dass es dem Reformprozess an Verbindlichkeit fehle. Die Beschlüsse des Synodalen Wegs selbst haben zunächst keine Verbindlichkeit und sind darauf angewiesen, dass Bischöfe die Voten für ihren Bereich umsetzen und Themen, die nur universalkirchlich entschieden werden können, in Rom vorgebracht und entschieden werden. Für die deutschen Bischöfe zeigte sich der DBK-Vorsitzende dabei optimistisch: "Wenn wir zu Beschlüssen kommen, und das werden wir, dann wird das eine Dynamik entfalten, die auch zu Ergebnissen führt", betonte Bätzing.

Bätzing: Wir brauchen eine Lehrentwicklung

Kritisch aufgenommen wurde die Distanzierung Bätzings von den öffentlichen Segnungsfeiern Anfang der Woche, die er als "nicht hilfreich" bezeichnet hatte. Auf eine Frage aus dem Publikum hin betonte der Limburger Bischof, dass seine kritische Äußerung sich darauf bezog, dass die Segnungsfeiern als Reaktion auf das römische Nein zur Segnung homosexueller Paare demonstrativ und provokativ gewesen seien. "Dagegen habe ich mich gewandt, nicht, dass wir Schritte in diese Richtung gehen", so Bätzing. Er könne aber verstehen, dass Menschen aus dem Privaten und Geheimen herausgehen wollten und nach einer öffentlichen Form des Segens suchen. Bätzing hoffe auf den Synodalen Weg und dass sich dort eine andere Bewertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durchsetzen. Er selbst wünsche sich, "dass wir Partnerschaften, die in Treue und Vertrauen miteinander leben, die dieses Leben auf dem Fundament ihres christlichen Glaubens gestalten und damit ein Glaubenszeugnis geben, den Segen Gottes schenken".

Vom Nein aus der Glaubenskongregation sei der DBK-Vorsitzende überrascht worden. Er habe vor der Veröffentlichung nur einen Vorlauf von einer Viertelstunde gehabt, obwohl es offensichtlich sei, dass die Äußerung der Kongregation auf Deutschland ziele. "Die Beantwortung des Dubiums war nicht hilfreich, es hat nur den Stand der Lehre wiedergegeben, es hilft aber nicht", so Bätzing: "Die Pastoral geht schon längst über die Lehre hinaus. Wir brauchen eine Lehrentwicklung." Das habe er auch kurz nach der Veröffentlichung des Responsums über den Apostolischen Nuntius so nach Rom gegeben. Dabei habe er sich dafür ausgesprochen, dass diese Frage auch auf weltkirchlicher Ebene in einem Prozess beantwortet werde, in dem viele beteiligt werden. "Dann würde herauskommen: Die Frage ist nicht einfach mit 'ja' oder 'nein' zu beantworten, auch in der Weltkirche", zeigte sich Bätzing überzeugt. Er selbst habe als Bischof im Kontakt mit homosexuellen Menschen gelernt und seine Haltung verändert.

Auf eine weitere Frage aus dem Publikum nach einer Gleichstellung von Frauen in der katholischen Kirche, sagte Bätzing, es sei "unrealistisch", darauf zu hoffen, dass "in Bälde" auch Frauen Priesterinnen werden könnten. Er sehe aber selbst, dass die theologischen Argumente, Frauen bestimmte Ämter zu verwehren, "nicht mehr angenommen und nicht mehr akzeptiert werden", so Bätzing. (fxn)