Mit Bitte um Entschuldigung: Kirchentag setzt Zeichen für Ökumene
Mit vier zentralen Gottesdiensten haben die christlichen Kirchen am Samstagabend auf dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt ein Signal der Gemeinsamkeit gesetzt. Es war der Gewissensentscheidung der einzelnen Besucher überlassen, ob sie an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen wollten.
Bei der katholischen Messe im Frankfurter Dom ging die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages, Bettina Limperg, zur Kommunion. Beim evangelischen Gottesdienst nahm der katholische Kirchentagspräsident Thomas Sternberg am Abendmahl teil. An der orthodoxen Vesper nahm der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, teil.
"Ich bitte dafür um Verzeihung und danke für die Langmut"
In einer außergewöhnlichen Geste bat der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz (Foto) zu Beginn der Messe im Kaiserdom evangelische Christen um Entschuldigung, weil sie vielfach unter dem Hochmut und Abgrenzungsbemühungen von katholischer Seite zu kämpfen hätten. "Ich bitte dafür um Verzeihung und danke für die Langmut." In seiner Predigt forderte er die Kirchen auf, Versteinerungen aufzulösen und Festungen des Rechthabenwollens zu verlassen. Wenn sie sich gegenseitig Vertrauen schenkten und auf Gott vertrauten, könnte die Welt eine überzeugendere Christenheit erleben.
Die vier Gottesdienste wurden live im Internet übertragen. Die Kirchen hatten dazu eingeladen, auf dem Kirchentag "den Reichtum der evangelischen, freikirchlichen, katholischen und orthodoxen Gemeinschaften zu erleben".
Im protestantischen Gottesdienst sagte Angela Köhler, Gemeindereferentin der katholischen Nachbargemeinde Sankt Edith Stein, in ihrer Predigt, die Bibel fordere vor allem zur Liebe auf, die andere als "gleichberechtigtes Du" wahrnehme und mehr sei als Respekt vor der anderen Konfession. Christen hätten ein gemeinsames Glaubensbekenntnis, in dem "die Frage des Abendmahls oder der Eucharistie nicht einmal benannt" sei, sagte Köhler. Viele kleine gemeinsame Erfahrungen könnten das Gesicht der Kirchen verändern und sie zu einer Einheit führen.
Die evangelische Kirche lädt alle getauften Christen zum Abendmahl ein. Für die katholische Kirche hatte die römische Glaubenskongregation im Vorfeld betont, dass die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis "noch so gewichtig" seien, dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen.
Bätzing: Kein genereller, konfessionsübergreifender Empfang der Eucharistie
Der katholische Bischof des gastgebenden Bistums Limburg, Georg Bätzing, betonte deshalb im Vorfeld, dass es beim Kirchentag keine gemeinsame Feier einer Heiligen Messe durch Geistliche verschiedener Konfessionen und keinen generellen, konfessionsübergreifenden Empfang der Eucharistie geben könne. Er respektiere aber, wenn einzelne nicht-katholische Christen zur Kommunion hinzuträten, erklärte Bätzing, der an der Messe im Frankfurter Dom teilnahm.
Sternberg hatte am Mittwoch vor Journalisten betont, in Deutschland sei das Miteinander der Konfessionen selbstverständlich geworden. Dazu gehöre für viele der wechselseitige Gottesdienstbesuch. Der Kirchenpräsident der einladenden Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, zeigte sich im Vorfeld froh, "dass mit der Akzeptanz wechselseitiger Teilnahme an Abendmahl und Eucharistie ein ökumenischer Fortschritt sichtbar wird". Limperg erklärte zum Auftakt des Christentreffens, sie erwarte sich "eine Öffnung der Gastfreundschaft über den Tag hinaus. Unsere Gewissensentscheidung bei Zutritt zu Abendmahl und Eucharistie bekommt einen Rahmen und ist ein bleibendes Angebot." (KNA)