Viele "großartige Zeugnisse" des Glaubens im Internet

Bischof Oster: Kirche mag äußerlich an totem Punkt erscheinen, aber...

Veröffentlicht am 13.06.2021 um 16:55 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ Die Formulierung im Rücktrittsangebot von Kardinal Reinhard Marx, die Kirche sei an einem "toten Punkt", hat für viele Diskussionen gesorgt. Mit Blick auf die Kirche hat der Passauer Bischof Stefan Oster die Gläubigen jetzt zur Zuversicht aufgerufen.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster hat die Gläubigen mit Blick auf die Kirche zu Zuversicht aufgerufen. "Auch wenn es äußerlich manchmal so scheint, dass Kirche in unserem Land an einem toten Punkt angekommen ist: Der Herr verlässt seine Kirche nicht", sagte Oster am Samstag im Passauer Dom. "Er lädt uns immer neu ein, uns auf ihn einzulassen, ihm zu vertrauen, ihn zu lieben. Dann keimt die Hoffnung immer wieder auf. Und er liebt die kleinen Anfänge. Also lassen wir uns einladen, immer wieder anzufangen."

Oster führte aus: "Ich glaube ehrlich, es gab nie Zeiten wie diese, wo es so leicht war, für jeden von uns und jede von uns, sich darüber zu informieren, was die Kirche glaubt und wie sie es glaubt. Im Internet gibt es ganz, ganz viel Mist, ehrlich gesagt. Aber das wird immer wieder auch ausgeglichen von ganz, ganz vielen großartigen Zeugnissen des Glaubens, Inhalte des Glaubens, auch wunderbar vermittelt", so der Bischof. Zudem böten die Sakramente und das Lesen der Heiligen Schrift Hoffnung.

Der Glaube brauche "Beziehungspflege mit Christus"

"Es liegt auch an uns, Menschen der Hoffnung zu werden, eine Antwort zu geben", betonte Oster. "Der Glaube ist natürlich ein Geschenk, aber der Glaube ist auch eine Antwort als Entscheidung: Will ich glauben?" Der Glaube brauche Pflege, "Beziehungspflege mit Christus".

Die Formulierung, die Kirche sei "an einem gewissen 'toten Punkt'", hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx kürzlich in seinem Rücktrittsgesuch an Papst Franziskus, das dieser inzwischen abgelehnt hat, gewählt. Am Sonntag erklärte Marx dazu, das sei keine Kritik, "sondern einfach nur ein Aufruf, ein Weckruf".

Der Erzbischof verwies auf den Jesuiten Alfred Delp (1907-1945), den er mit der Formulierung zitiert habe. Delp habe sie 1944 gewählt, "weil er meint, dass die Kirchen angesichts der Zeitstunde, in die sie hineingestellt sind – das war damals der Nationalsozialismus –, doch zu sehr an ihr eigenes Überleben geklammert waren, an ihre Institution, an den Betrieb, den sie nicht beschädigen wollten". (KNA)