Bischof Meier: Christliche "Fanatiker" manchmal erschreckend humorlos
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hält nach eigener Aussage die christliche "Fanatiker" manchmal für "erschreckend" humorlos. Sie meinten, im Namen Jesu dürfe man nicht lachen, "doch das Gegenteil ist der Fall", sagte Meier am Samstag in Augsburg bei einem "Gottesdienst zum Innehalten" nach über einem Jahr Corona-Pandemie. Humor zu haben bedeute, so Meier, sich nicht so furchtbar ernst zu nehmen.
Die Pandemie sei für ihn eine "Hoch-Zeit" des Humors und der Freundschaft gewesen, betonte Meier. Er sei dankbar für alle Freundschaften, die ihn durch die Pandemie getragen hätten und dadurch noch fester geworden seien. In ihnen habe sich besonders der Humor gezeigt. "Wir haben auch viel gelacht – selbst im Bischofshaus, wo es natürlich vorwiegend ernste Themen gibt."
Humor sei seit jeher besonders dort ein großes Thema, wo Menschen leiden, so der Augsburger Bischof weiter, beispielsweise in Krankenhäusern, Seniorenheimen, bei Todesfällen und in Zeiten politischer Unterdrückung. Corona habe ihm deutlich gemacht, dass Humor einen bevorzugten Platz in der Trauer habe. "Oft erlebe ich, dass trauernde Angehörige sich nicht scheuen, auch komische und witzige Begebenheiten aus dem Leben des Verstorbenen zu erzählen und selbst Zeiten der Krise mit einer Prise Humor beschreiben." Humor lösche den Kummer zwar nicht aus, mach ihn aber erträglich.
Ermutigung zur Impfung
Die Pandemie hätte ihm zudem gezeigt, dass nicht nur die Freiheit, sondern auch die Gesundheit begrenzt sei. Gegen den Tod sei "kein Kraut gewachsen". Doch wer Humor habe, wisse um die Begrenztheit des Lebens. "Ich kann – ich darf lachen, wenigstens lächeln über mich selbst, auch über andere, über menschliche Schwächen oder die Allüren der Mächtigen", sagte Meier. Unter ihnen seien auch die "neuen" Mächtigen wie Virologen und Soziologen, "die sich in Talkshows ein Stelldichein geben oder wie in Fieberkurven Inzidenzwert, R-Faktor und andere Pandemiebarometer präsentieren." Dennoch ermutigte der Bischof alle, die noch Zweifel haben, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen.
Bei dem Gottesdienst kamen laut Bistumsangaben fünf Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zu Wort und schilderten ihre Erlebnisse während der Corona-Pandemie. So erzählte beispielsweise die Tochter eines am Coronavirus verstorbenen Mannes, wie sie ihren Vater noch ein letztes Mal besuchen durfte und er sich mit einem "stummen Winken" verabschiedete, ehe er starb. Eine Krankenschwester in der Palliativmedizin berichtete von ihrem kräftezehrenden Dienst und dem Gefühl am Ende eines Arbeitstages, nicht genug getan haben zu können. (mal)