Standpunkt

Die Kirche braucht eine Rückbesinnung auf Eucharistie und Beichte

Veröffentlicht am 13.07.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zuversichtliches Singen trotz der Kirchenkrise? Für Martin Rothweiler gibt es einen Grund, der menschliche Schuld überwiegt: die sakramentale Begegnung mit Christus. Er wünscht sich deshalb eine Rückbesinnung der Kirche auf Eucharistie und Beichte.

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Das ist doch endlich mal eine gute Nachricht: In Nordrhein-Westfalen darf laut Landesregierung in Kirchen wieder ohne Maske gesungen werden, jedenfalls solange die 7-Tage-Inzidenz höchstens 35 beträgt. Ist uns in der Kirche in Deutschland aber noch zum Singen zumute? Die Missbrauchskrise, die hohe Zahl der Kirchenaustritte, der Dissens in Fragen des Glaubens und der Moral, die auch Ausdruck einer tiefen Glaubenskrise sind, schwere Schuld und menschliches Versagen – unser eigenes immer eingeschlossen – scheinen als Antwort ein eindeutiges Nein nahezulegen. Wenn man nur auf sich selbst schaut, gelangt man ganz schnell an einen toten Punkt. Und zu singen sind wir lange nicht mehr gewöhnt.

Das Gebot der Stunde heißt aber, den Blick auf Christus zu richten und ihn dort aufzusuchen, wo er nach katholischem Glauben in besonderer Weise präsent ist, seine konkreten Hilfsangebote in den Sakramenten anzunehmen, ihn zu bitten, ihm zu danken und – ja – vor allem ihm zu singen, wie es oft in den Psalmen heißt. Singen ist doppeltes Gebet soll der heilige Augustinus gesagt haben. Dann ist es jetzt gerade an der Zeit, doppelt zu beten. Denn das haben wir in diesem Jammertal doppelt nötig: Freude zu schöpfen aus der realen Begegnung mit Christus in der Eucharistiefeier und sich von ihm her erneuern zu lassen. Vielleicht kann auch der Internationale Eucharistische Kongress vom 5.-12. September in Budapest, dessen Abschlussgottesdienst Papst Franziskus feiern wird, dazu beitragen, etwa die Eucharistische Anbetung ins Zentrum der Erneuerungsbemühungen zu stellen.

Und noch etwas: Es ist in der Kirche zurecht viel von Selbstbesinnung und "Asche aufs eigene Haupt" die Rede. Wie wäre es mit einer breit angelegten Kampagne zur Wiederbelebung des Beichtsakraments? Wie wäre es, wenn wir als pilgernde Kirche wieder mal beim Sakrament der Barmherzigkeit Station machten? Es geht immer vor allem auch um persönliche Schuld und Umkehr, nicht zuvorderst um Strukturen. Papst Franziskus hatte doch die großartige Initiative ergriffen und Missionare der Barmherzigkeit ausgesandt, die er mit besonderen Fakultäten ausgestattet hat. Wo sind sie bei uns?  Von diesen Wegen der Erneuerung ist in der Kirche in Deutschland viel zu wenig die Rede. Ohne Christus, der in der Eucharistie wie im Beichtsakrament zugegen ist, wird es aber nicht gelingen. Oder glauben wir nicht mehr wirklich an die Kraft der Sakramente, an Jesus Christus als handelnde Person und Haupt der Kirche, die sein mystischer Leib ist? Was etwa die Krise der Beichtpraxis angeht, scheint es hierzulande so zu sein. Dann allerdings gelangen wir an einen toten Punkt, wenn wir denken, die Probleme aus eigener Kraft und nur nach unseren Wunschvorstellungen zu lösen. Schauen wir auf Christus und nehmen wir seine großartigen Hilfsangebote wahr!

Von Martin Rothweiler

Der Autor

Martin Rothweiler ist der Programmverantwortliche des katholischen Fernsehsenders EWTN Deutschland.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.