Frauen haben das kirchliche Rollenbild längst gesprengt
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"Ein Lob den Frauen" ist ein Beitrag auf der Reiseseite einer Tageszeitung betitelt. Dahinter verbirgt sich der Tipp, ein schwäbisches Bauernmuseum zu besuchen, das dieser Tage die Sonderausstellung "FrauenGestalten" eröffnet. Sechs Porträts von Frauen aus vergangenen Tagen werden präsentiert, sechs Geschichten von Frauen mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen. Die Biografien sollen sichtbar machen, welch starken, aber oft übersehenen Anteil Frauen nicht nur am Familienleben, sondern auch am gesellschaftlichen Leben und wirtschaftlichen Erfolg hatten und haben. Die Porträtierten sprengen tradierte weibliche Rollenbilder und belegen, dass diese bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht der Wirklichkeit entsprachen.
Und sie entsprachen auch nicht damaliger katholischer Lehre über Wesen und Rolle der Frau. So soll etwa nach Papst Pius XI. die Frau "in ihrer Häuslichkeit und dem, was dazu gehört, ihr hauptsächliches Arbeitsfeld finden in Erfüllung ihrer hausfraulichen Obliegenheiten".
Im Synodalforum "Dienste und Ämter von Frauen in der Kirche" geht es auch um Geschlechterbilder, maßgeblich für die Rolle und den Platz von Frauen in unserer Kirche. Frauen, so Papst Franziskus, "leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben". Dies verdiene Lob und Anerkennung. Daher sollten Frauen "einen echten und effektiven Einfluss … haben, ohne dabei jedoch ihren eigenen weiblichen Stil aufzugeben". Das klingt schon etwas anders; aber eben nur etwas anders. Teilhabe an Gestaltung und Entscheidungen in der Kirche: Ja. Aber im Rahmen der weiblichen Rolle. Das muss wohl deshalb betont werden, weil Frauen diesen Rahmen längst gesprengt oder verlassen haben. Es wird wahrgenommen. Und hoffentlich nicht nur von Museen, die sich "FrauenGestalten" widmen.
Die Autorin
Agnes Wuckelt ist emeritierte Professorin für Praktische Theologie und stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.