Nach Kontroverse um abgelehnte Jury-Entscheidung

Katholischer Jugendbuchpreis: Keine Zustimmung der Bischöfe mehr nötig

Veröffentlicht am 14.07.2021 um 12:48 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Keine Auszeichnung für "Papierklavier" – die deutschen Bischöfe wollten der Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises nicht folgen. Das wird es künftig nicht mehr geben: Dann entscheidet die Jury selbstständig, wer den Preis bekommt.

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Die Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises kürt die Preisträger künftig allein, ohne dass es einer Bestätigung des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) bedarf. Das geht aus dem neugefassten Statut des Preises hervor, das die DBK am Dienstag auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Zuerst hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet. Im Statut heißt es nun: "Die Entscheidung der Jury ist endgültig. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission berichtet den Mitgliedern des Ständigen Rats über die Entscheidung der Jury." Zuvor musste der Ständige Rat, dem alle Diözesanbischöfe angehören, den Preisträger bestätigen.

Auf Anfrage von katholisch.de teilte die DBK mit, dass die Statutenänderung bei der letzten Sitzung des Ständigen Rats vorgenommen wurde. Eine weitergehende Stellungnahme der Bischofskonferenz dazu gebe es nicht. Die Jury besteht aus neun Personen, darunter ein Bischof als Vorsitzender. Die übrigen Mitglieder werden von verschiedenen katholischen Fachorganisationen benannt.

"Papierklavier" durfte trotz Jury-Votum Preis nicht erhalten

2021 war der Preis nicht verliehen worden, nachdem der Ständige Rat das Votum der Jury für das Jugendbuch "Papierklavier" der österreichischen Autorin Elisabeth Steinkellner nicht bestätigt hatte, wie Anfang Mai bekannt wurde. In dem Buch taucht unter anderem eine Transgender-Figur auf. Die Befassung mit diesem Thema habe laut der DBK aber keine Rolle dabei gespielt, dass der Preis nicht verliehen wurde. Bei den Bischöfen habe die Auffassung überwogen, dass das Buch nicht hinreichend den Kriterien des Preises entspreche. Die Statuten des Preises legen fest, dass er für Veröffentlichungen verliehen wird, "die beispielhaft und altersgemäß christliche Lebenshaltungen verdeutlichen". Dabei müsse "die transzendente und damit religiöse Dimension erkennbar sein".

Die Entscheidung, den Preis nicht zu verleihen, war auf großen Protest gestoßen. 222 Kinder- und Jugendbuchautoren hatten den Ständigen Rat aufgefordert, die Entscheidung zu überdenken. Auch der Arbeitskreis für Jugendliteratur und die Arbeitsgemeinschaft der Jugendbuchverlage kritisierten den Vorgang und nannten ihn einen "Akt der Bevormundung", außerdem bildete sich eine Initiative zur Verleihung eines alternativen Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises.

Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis, vormals Katholischer Kinderbuchpreis, wird von der Deutschen Bischofskonferenz seit 1979 verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Idee ging von dem Schriftsteller Willi Fährmann aus, der den Münsteraner Bischof Heinrich Tenhumberg bat, stärker auf die Bedeutung von Kinder- und Jugendliteratur hinzuweisen. 2020 erhielt Susan Keller für "Elektrische Fische" den Preis. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Preisverleihung jedoch vertagt. (fxn)