Betrüger werden in italienischer Basilika festgenommen

Als Priester verkleidete Polizisten verhaften falsche Kardinäle

Veröffentlicht am 14.07.2021 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ 1,7 Millionen Euro sollen Betrüger in Italien erbeutet haben, indem sie sich als Kardinäle verkleidet und günstige Kredite der Vatikanbank versprochen haben. Nun wurde die Gruppe allerdings auf frischer Tat ertappt – von Polizisten, die sich als Priester getarnt hatten.

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Die Geschichte klingt fast wie aus einem Film: Italienische Polizisten haben sich bei einem Undercover-Einsatz als Priester getarnt, um fünf Betrüger festzunehmen, die sich mehrfach als Kardinäle ausgegeben haben, um Geschäftsleute zu hintergehen. Auch der Ort der Festnahme ist skurril, denn der Zugriff fand in der Basilika Santa Maria degli Angeli in der Nähe des römischen Bahnhofs Termini statt. Von der Polizei beobachtet wurde die Gruppe schon seit Jahren.

Nahezu täglich trafen sich die Kriminellen in einer Kaffeebar in einem Vorort von Rom, um ihre Pläne zu schmieden. Sie durchsuchten offenbar öffentliche Ankündigungen und Annoncen gezielt nach Geschäftsleuten in finanziellen Schwierigkeiten, vor allem aus Norditalien. Ihre Masche war dabei mehr oder weniger immer dieselbe: Die Betrüger gaben sich als Kardinäle und vatikanische Vermittler aus und versprachen ihren Opfern große Kredite der Vatikanbank oder einer nichtexistierenden Finanzgesellschaft in Luxemburg zu großzügigen Konditionen. Ihre einzige Bedingung für den Kredit: eine Baranzahlung im Voraus.

Treffen in Kirchen und an der päpstlichen Universität

Um glaubwürdig zu wirken und das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen, traf die Gruppe die Geschäftsleute Medienberichten zufolge dann in Kirchen rund um den Vatikan oder an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Sobald sie die Anzahlung erhalten hatten, verschwanden die Pseudo-Kardinäle aber und tauchten unter. Insgesamt sollen die zwischen 58 und 75 Jahre alten Betrüger auf diese Weise über 20 Menschen um insgesamt 1,7 Millionen Euro betrogen haben.

Die mit Handschellen gefesselten Hände eines Mannes hinter seinem Rücken.
Bild: ©Fotolia.com/andriano_cz (Symbolbild)

Nachdem sie über 20 Menschen um insgesamt 1,7 Millionen Euro betrogen hatten, wurden die Kriminellen nun festgenommen.

Die Ermittlungen gegen die Gruppe begannen bereits 2017. Zwei Hotelbetreiber hatten sich damals an die Behörden gewandt, nachdem sie von der Gruppe um 20.000 und 75.000 Euro betrogen wurden.

Auf frischer Tat ertappt

Bei ihrem vorerst letzten Betrug erwischten die Polizisten die Betrüger nun auf frischer Tat. Die falschen Kardinäle hatten ihrem Opfer versichert, dass sie ihm helfen würden, einen Kredit über 500.000 Euro zu bekommen. Dafür erhielten sie 15.000 Euro in Bargeld. Die als Priester verkleideten Beamten erwischten die Kriminellen, bevor diese die Basilika Santa Maria degli Angeli über eine Hintertür verlassen konnten.

Die Pseudo-Kardinals-Bande wird sich nun vor einem Gericht verantworten müssen. Und wer weiß, vielleicht wird ihre Geschichte ja tatsächlich eines Tages verfilmt.

Von Christoph Brüwer