Aus der Menge als Atheist beschimpft

Als erster französischer Präsident: Macron besucht Wallfahrtsort Lourdes

Veröffentlicht am 17.07.2021 um 09:53 Uhr – Lesedauer: 

Paris/Lourdes ‐ Ursprünglich stammt Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron aus einer nichtreligiösen Familie, mit zwölf Jahren ließ er sich aber katholisch taufen. Nun hat er als erster französischer Präsident den Marienwallfahrtsort Lourdes besucht.

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Als erster Staatspräsident der Fünften Republik hat Emmanuel Macron am Freitag den südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes besucht. Zum Abschluss einer zweitägigen Pyrenäen-Reise wurde er am Nachmittag vom päpstlichen Delegierten für den weltberühmten Pilgerort, Weihbischof Antoine Herouard, erwartet und traf sich mit Vertretern des coronageschädigten örtlichen Tourismus.

Geplant waren weiter ein Spaziergang am Fluss Gave entlang der Mariengrotte, nicht aber ein Besuch in einer der beiden Basiliken. Am Freitag war der Jahrestag der letzten Marienerscheinung der Seherin Bernadette Soubirous 1858, auf die die Wallfahrtstradition von Lourdes zurückgeht.

Macron (43), seit Mai 2017 Präsident, kommt aus einer nichtreligiösen Familie, ließ sich aber als Zwölfjähriger katholisch taufen. Am Donnerstag war Macron in die Pyrenäen gereist, um die 18. Etappe der Tour de France zwischen Pau und Luz-Ardiden zu verfolgen.

Pilgerbetrieb und Tourismus leiden unter Pandemie

Am Freitag wurde zudem unter dem Namen "Lourdes United" die weltweite E-Pilgerfahrt vom Vorjahr neu aufgelegt. Die Veranstaltung findet 17 Stunden lang bis 23.00 Uhr in zehn Sprachen live in Fernsehen, Radio und Sozialen Netzwerken statt und soll erhofft Millionen Menschen weltweit zusammenbringen.

In Lourdes, einem der berühmtesten Wallfahrtsorte der Welt, soll 1858 dem Hirtenmädchen Bernadette Soubirous (1844-1879) insgesamt 18 mal Maria erschienen sein. 1862 wurden die Erscheinungen vom Ortsbischof, 1891 von Papst Leo XIII. gesamtkirchlich anerkannt. Jahr für Jahr reisen Millionen Pilger in das südfranzösische Pyrenäen-Städtchen. Dem sogenannten Lourdes-Wasser aus einer Quelle nahe der Mariengrotte von Massabielle schreiben Gläubige heilende Kräfte zu.

Aufgrund der Corona-Pandemie war der Pilgerbetrieb in Lourdes massiv eingeschränkt; der Einnahmeverlust im Tourismusbereich für 2020 wurde von französischen Medien auf rund 80 Prozent beziffert. Nach Paris ist Lourdes der Ort mit der größten Hoteldichte des Landes. Erst seit 1. Juli will der Wallfahrtsort durch Liederabende, Fackelzüge und Messen vor der Mariengrotte wieder Besucher anlocken. Die französische Regierung hat bereits 77,4 Millionen Euro aus Wiederaufbauprogrammen zugesagt.

Nicht nur Freude über Macrons Besuch

Im Vorfeld des Besuches hatte es keine Ankündigung einer Botschaft des Präsidenten an die aktiven Katholiken in der Wählerschaft gegeben. Diese und die katholischen Bischöfe waren zuletzt enttäuscht über die jüngste Verabschiedung des liberalen Bioethik-Gesetzes, das 2017 zu den Wahlversprechen Macrons gehörte. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, reiste nicht nach Lourdes.

Zum Auftakt des Besuches kam es zu einem kurzen Vorfall, als ein Mann aus dem Publikum Macron während einer Gesangsdarbietung als "Atheisten" beschimpfte. Er wurde von Sicherheitskräften entfernt. In den Sozialen Medien wurde Macrons Besuch vor allem von Häme begleitet: "vom Tourmalet ins Heiligtum von Lourdes", hieß es da in Anspielung auf die Tour de France, oder "Macchiavellismus in Reinform", "Der Elysee ist eine Messe wert" oder "Das Wunder ist ausgeblieben – er ist immer noch der Alte." (KNA)