Kirchenasyl: Franziskanerin Seelmann erhält Friedenspreis
Die Oberzeller Franziskanerin Juliana Seelmann erhält den Würzburger Friedenspreis 2021. Mit dem Preis solle Seelmanns hartnäckiger Einsatz für Geflüchtete gewürdigt werden, erklärten die Organisatoren laut Information des Bayrischen Rundfunks am Montag. Die Ordensfrau stehe vorbildlich für das vielfältige Engagement für geflüchtete Menschen, "gerade auch durch die Gewährung von Kirchenasyl", so die Begründung. Seelmann wurde erst kürzlich wegen eines Kirchenasyl-Falls durch das Amtsgericht Würzburg zu einer Geldstrafe verurteilt.
Die 38-jährige Ordensfrau hatte im Kloster der Oberzeller Franziskanerinnen zwei Nigerianerinnen für zwei beziehungsweise vier Monate aufgenommen, als diese nach Italien abgeschoben werden sollten. Beiden hätte laut Seelmann bei der Rückführung die Zwangsprostitution gedroht. Sie habe so gehandelt, "weil ich nicht anders konnte, nach meinem Gewissen und Glauben", erklärte Seelmann vor Gericht. Gegen das Urteil hatte sie anschließend Rechtsmittel eingelegt.
Kirchenasyl als "wichtiges Hilfsmittel" verteidigt
Das Komitee des Würzburger Friedenspreises kritisierte den Prozess als "als politisch gewollten Versuch, geflüchtete Menschen in großer Not und ihre engagierten Helfer zu kriminalisieren und abzuschrecken". Die Gewährung von Kirchenasyl beschrieben die Organisatoren dagegen als "wichtiges Hilfsmittel, um in Einzelfällen übergroße Härten abzumildern, Menschenwürde zu schützen und rechtsstaatliche Verfahren weiter zu entwickeln". Auch der Würzburger Bischof Franz Jung hatte sich im Zusammenhang mit dem Kirchenasyl-Prozesses solidarisch mit Seelmann gezeigt.
Der Würzburger Friedenspreis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird seit 1995 an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben, "die 'von unten her' etwas 'für den Frieden' tun", heißt es in der Beschreibung des Komitees. Die Verleihung an Schwester Juliana Seelmann soll am 10. Oktober stattfinden. (mfi)