Jetzige Situation sei zu einer "andauernden belastenden Geduldsprobe" geworden

Erzbistum Hamburg: Generalvikar Thim setzt Bistumsgremien aus

Veröffentlicht am 13.08.2021 um 11:10 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Der Vatikan hat auf das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße noch nicht reagiert. So könne es nicht weitergehen, schreibt Generalvikar Ansgar Thim. Deshalb will er nun keine Sitzungen der Bistumsgremien mehr einberufen.

  • Teilen:

Der Hamburger Generalvikar Ansgar Thim hat angekündigt, zu keinen Gremienkonferenzen mehr einzuladen, die sonst der Erzbischof direkt einberufen hat. Das betrifft den Diözesanpastoralrat, den Priesterrat, die Dienstkonferenz der Pfarrer und den Erzbischöflichen Rat. "Ich scheue mich nicht vor Verantwortung, aber ich möchte ein Signal nach innen und nach außen senden, dass es so nicht weitergehen kann", schrieb Thim laut Pressemitteilung des Erzbistums am Donnerstag in einem Brief an die Gremienmitglieder. Die vergangenen fünf Monaten habe es nach dem Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße keinerlei Reaktionen aus dem Vatikan gegeben, wie es weitergehen solle. "Es ist für so lange Zeit unmöglich, ein Bistum entsprechend zu führen und gerade in diesen herausfordernden Zeiten weiterzuentwickeln." Die jetzige Situation sei zu einer "andauernden belastenden Geduldsprobe" geworden.

Derzeit habe die Bistumsleitung keinerlei Informationen, wann mit einer Entscheidung aus Rom zu rechnen sei. Thim schätze die Arbeit der Gremienmitglieder und bat sie darum, weiterhin zur Verfügung zu stehen. "Kommt es zur Wahl eines Administrators, sind diese Gremien automatisch aufgelöst. Sollte der Amtsverzicht nicht angenommen werden, wird Sie unser Erzbischof persönlich wieder einladen", so Thim. Der Generalvikar habe auch den Apostolischen Nuntius in Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic, über das Schreiben informiert, heißt es in der Pressmitteilung.

Bereits am Dienstag hatte das Erzbistum mitgeteilt, man hoffe, dass "eine Entscheidung nicht mehr lange auf sich warten lässt." Heße befinde sich demnach nach wie vor in einer gewährten Auszeit. Das Bistum geht den Angaben auf seiner Internetseite zufolge davon aus, dass Rom die Rücktrittsbitte des Erzbischofs respektiert. Heße hatte am 18. März als erster deutsche Erzbischof im Zuge des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche dem Papst seinen Rücktritt angeboten und um sofortige Entbindung von seinen Aufgaben gebeten. An diesem Tag war das Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln vorgestellt worden, das Heße elf Pflichtverletzungen vorwirft, die in seine Amtszeiten als Personalchef und Generalvikar in Köln fallen. In einer ersten Reaktion auf das Rücktrittsgesuch hatte Papst Franziskus Heße Ende März zunächst die von ihm erbetene Auszeit gewährt. Die Amtsgeschäfte führt seitdem Generalvikar Thim. (cbr)