Papst über Synodalen Weg: Viele Bischöfe sind "nicht böswillig"
Papst Franziskus sieht im Synodalen Weg vor allem ein Anliegen der Seelsorge. Das Reformprojekt der Kirche in Deutschland sei ein "pastoraler Wunsch", sagte das Kirchenoberhaupt in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem spanischen Radiosender "Cope", aus dem bereits am Montag Auszüge bekannt geworden waren. "Viele Bischöfe, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht böswillig", antwortete Franziskus auf die Frage, ob der Synodale Weg ein Protest sei, von denen es zuvor schon mehrere in der Kirche gegeben habe. Beim Synodalen Weg würden jedoch einige Dinge vergessen werden, weshalb er der Kirche in Deutschland im Juni 2019 einen Brief geschrieben habe. Für das Schreiben des Briefes habe er einen Monat "zwischen Beten und Nachdenken" gebraucht.
In seinem Brief "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" hatte der Papst den besonderen Stellenwert der Evangelisierung sowie der Zugehörigkeit zur Weltkirche betont. Die Kirche in Deutschland solle sich nicht nur mit ihrer eigenen regionalen Situation auseinandersetzen, sondern das große Ganze im Blick haben. Gleichzeitig hatte der Papst damals betont, dass der Synodale Weg im Einklang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) stehe.
Zu den Spekulationen über einen Rücktritt sagte Franziskus weiter in dem Interview, er habe nicht an einen solchen Schritt gedacht. "Ich weiß nicht, wie sie auf diese Idee gekommen sind." Aufgrund seiner Darm-Operation Anfang Juli war es in den vergangenen Wochen zu Gerüchten gekommen, der Papst plane, sein Amt niederzulegen. Er halte nicht viel davon, solche Falschmeldungen aufzuklären, so Franziskus. Dabei könne es zu "verdrehten Deutungen" seiner Worte kommen. Er äußerte auch Verständnis für die Spekulationen: "Immer wenn ein Papst krank ist, zieht ein Windzug oder ein Wirbelsturm eines Konklaves herauf." Seine Operation, bei der ihm nach eigenen Angaben 33 Zentimeter seines Darms entfernt wurden, habe er gut überstanden. Er könne alles essen. Ein Krankenpfleger des Vatikan-Krankenhauses habe im "das Leben gerettet", weil er ihm zu einer Operation geraten habe. Er sei ein "Mann mit großer Erfahrung". Franziskus wolle der Nachwelt nicht als "Superman-Papst" in Erinnerung bleiben. Vielmehr sei er "ein Sünder, der versucht, das Gute zu tun".
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Außerdem äußerte sich Franziskus zum Motu proprio "Traditionis custodes", mit dem er im Juli die Feier der "Alten Messe" eingeschränkt hatte. Dieser Schritt sei nötig geworden, da sich eine pastoral motivierte Genehmigung der vorkonziliaren Liturgie zu einer "Ideologie" entwickelt habe, so der Papst. Sie sei mancherorts zu einer Mode unter jungen Priestern geworden, die kaum Latein sprechen würden und nicht wüssten, was sie sagten. Das Papstschreiben "Summorum Pontificum", mit dem der damalige Papst Benedikt XVI. 2007 die "Alte Messe" weitgehend erlaubt hatte, bezeichnete Franziskus als eine der "schönsten und menschlichsten pastoralen Initiativen", die der heutige Papa emeritus angestoßen habe. Benedikt habe den Gläubigen helfen wollen, die "eine gewisse Nostalgie" mit Blick auf die sogenannte tridentinische Liturgie gespürt hätten. "Traditionis custodes" habe dieses Ansinnen von Benedikt retten wollen.
Zum Fall des degradierten Kardinals Giovanni Angelo Becciu, der sich aktuell wegen illegaler Immobiliengeschäfte vor dem vatikanischen Gericht verantworten muss, sagte Franziskus, er wünsche sich "von ganzen Herzen", dass Becciu unschuldig sei. Er sei ein Mitarbeiter gewesen, der ihm viel geholfen habe. Außerdem habe er eine "gewisse Hochachtung" vor ihm als Person. Doch nun sei es an der vatikanischen Justiz zu entscheiden, ob er sich strafbar gemacht habe. Becciu wird unter anderem Veruntreuung vorgeworfen. Im Zentrum des Immobilienskandals des Vatikan stehen Luxus-Wohnungen in London.
Die Beziehungen zwischen China und dem Vatikan seien schwierig, so der Papst. "Aber ich bin überzeugt, dass man nicht aufgeben sollte, miteinander zu sprechen." Sich dem anderen zu verschließen sei keine Alternative. Konkrete Erfolge im Dialog mit China, wie etwa die Ernennung von Bischöfen, kämen nur langsam voran. Diese Schritte seien jedoch zweischneidig und könnten hinterfragt werden, gab Franziskus zu. Beim interreligiösen Dialog mit dem Islam habe er gute Erfahrungen gemacht. Über den Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan äußerte sich der Papst kritisch. "Ich will darüber nicht urteilen", so das Kirchenoberhaupt. Es sei "viel Naivität" dabei gewesen, da man nicht "alle Eventualitäten" bedacht habe. Man müsse in dieser Situation der afghanischen Bevölkerung helfen. Er sei sich sicher, dass der Vatikan seine Hilfe anbieten werden. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sei "der beste Diplomat", den er kenne. (rom)