Kardinal Grech beklagt Fokussierung auf Abstimmungen

Vatikan: Keine Aussage zum Frauenstimmrecht bei Bischofssynode

Veröffentlicht am 08.09.2021 um 12:16 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Allen soll zugehört werden – aber es bleibt unklar, ob auch alle mitentscheiden dürfen: Auf die Frage, ob es bei den Bischofssynoden künftig ein reguläres Stimmrecht für die Frauen unter den Teilnehmern gibt, antwortet der Vatikan ausweichend.

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Der Vatikan legt sich nicht darauf fest, ob auch Frauen bei der für 2023 geplanten Bischofssynode mit dem Thema Synodalität stimmberechtigt sein werden. Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Synoden-Vorbereitungsdokuments am Dienstag antwortete der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, ausweichend auf die direkte Frage nach einem Frauenstimmrecht und betonte stattdessen, dass Frauen auf der diözesanen Ebene teilnehmen könnten und sollen und Konsens das Ziel des Prozesses sei. "Das Augenmerk auf das Stimmrecht lässt mich nicht kalt", so Grech. Es komme nicht auf das Abstimmen an, der Heilige Geist setze vielmehr auf "Harmonie und Übereinstimmung". Grech hoffe darauf, "dass wir eines Tages viel weniger von Stimmrechten, Abstimmungen und Mehrheitsverhältnissen abhängen". Die im Februar neu ernannte Untersekretärin der Bischofssynode, die französische Ordensfrau Nathalie Becquart, ging auch nicht auf die Frage ein. Frauen seien ein Teil des Volkes Gottes. Es sei sehr wichtig, dass man auf sie höre und sie "von Anfang an Protagonistinnen dieses synodalen Prozesses" seien.

In den beiden vorgestellten Dokumenten, dem Vorbereitungsdokument "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" und einem Handbuch für die praktische Umsetzung in der ersten Phase des weltweiten Prozesses, wird die Frage nach dem Stimmrecht für Frauen nicht thematisiert. Das Handbuch fordert auf, spezielles Augenmerk darauf zu legen, wie Laien und insbesondere Frauen zugehört werden könne. Dabei solle insbesondere auf Gruppen geachtet werden, "bei denen die Gefahr besteht, dass sie ausgeschlossen werden: Frauen, Menschen mit Behinderung, Geflüchtete, Migranten, Ältere und Menschen in Armut sowie Katholiken, die selten oder nie ihren Glauben praktizieren". Das Vorbereitungsdokument betont zudem, dass "die Konsultation des Gottesvolkes […] keineswegs die Übernahme der Prinzipien der Demokratie, die auf dem Mehrheitsprinzip beruhen, im Innern der Kirche mit sich" bringe.

Die Untersekretärin der Bischofssynode, Nathalie Becquart
Bild: ©privat (Archivbild)

Nathalie Becquart ist seit Februar 2021 Untersekretärin der Bischofssynode.

Bisher steht lediglich fest, dass Becquart, die erste Frau in dieser Rolle, wie ihre bisher ausschließlich männlichen Vorgänger automatisch stimmberechtigt ist, wie Kardinal Grech bei ihrer Ernennung bestätigte. "Mit der Ernennung von Schwester Nathalie Becquart und der Möglichkeit, dass sie mit Stimmrecht teilnimmt, ist eine Tür geöffnet worden", so Grech im Februar . Man werde dann sehen, "welche weiteren Schritte in der Zukunft unternommen werden können".

Das fehlende Frauenstimmrecht wurde bereits bei den vergangenen Versammlungen der Bischofssynode diskutiert, insbesondere nachdem bei der Jugend-Synode 2018 Ordensmänner ohne Priesterweihe im Gegensatz zu den Ordensfrauen unter den Teilnehmern abstimmen durften. Auch bei der Amazonas-Synode 2019 gab es keine neuen Entwicklungen. Vorstöße von Frauenorganisationen und Bischöfen, das Stimmrecht für Frauen kirchenrechtlich festzuschreiben, blieben bisher ohne Erfolg. (fxn)