Nach Vorwürfen weiter im Erzbistum Köln als Seelsorger eingesetzt

Missbrauchsprozess gegen Pfarrer U. beginnt bald – Heße als Zeuge?

Veröffentlicht am 10.09.2021 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Hamburg ‐ Er soll sich zwischen 1993 und 1999 mehrfach an seinen drei minderjährigen Nichten vergangen haben: Nun startet bald der Prozess gegen Pfarrer U. Auch Erzbischof Stefan Heße könnte dabei vorgeladen werden – ihm werden Fehler in dem Fall vorgeworfen.

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Der Prozess gegen den wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten Pfarrer U. startet Ende November vor dem Landgericht Köln. Eine Gerichtssprecherin bestätigte am Freitag auf Anfrage einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung. Eine Information des Blattes, wonach auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße als Zeuge in dem Prozess vorgeladen werden solle, bestätigte das Gericht zunächst nicht. Es werde Anfang übernächster Woche weitere Informationen zu dem Prozess bekanntgeben, so die Sprecherin.

Pfarrer U. soll sich zwischen 1993 und 1999 mehrfach an seinen drei minderjährigen Nichten vergangen haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe und ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Jahr 2010 überreichte Heße - damals Personalchef im Erzbistum Köln - dem Pfarrer seine Entpflichtungsurkunde. Zugleich soll der heutige Hamburger Erzbischof eine Notiz unterzeichnet haben, nach der über das Gespräch mit U. kein Protokoll gefertigt werden solle. Heße kann sich nach eigenen Angaben nicht erinnern, sein Einverständnis zu einem solchen Vorgehen gegeben zu haben.

Im Erzbistum Köln wieder eingesetzt

Als die Staatsanwaltschaft 2011 ihre Ermittlungen einstellte, wurde U. im Erzbistum Köln wieder als Krankenhausseelsorger eingesetzt. Ein in diesem Jahr veröffentlichtes Missbrauchsgutachten wirft neben Heße auch dem früheren Leiter des Kölner Kirchengerichts, Günter Assenmacher, Fehler in dem Fall vor.

Der heutige Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki rollte den Fall 2018 wieder auf. Er meldete ihn an die Staatsanwaltschaft und untersagte U. die Ausübung priesterlicher Dienste. Im vergangenen Jahr klagte die Staatsanwaltschaft den Pfarrer an.

Heße hatte im März wegen dieses und weiterer Vorwürfe dem Papst seinen Rücktritt angeboten, und auch Kardinal Woelki steht wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik. Eine Entscheidung des Papstes über ihre Zukunft wird noch erwartet. (KNA)