Würzburger Priester hatte sich an Ministrantin vergangen

Missbrauch: Verurteilter Kaplan muss sich auch Kirchengericht stellen

Veröffentlicht am 22.09.2021 um 12:51 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Im Prozess vor dem Amtsgericht wurde ein Würzburger Priester bereits verurteilt. Nun muss er sich auch einem kirchlichen Verfahren stellen – das könnte zu seiner Entlassung aus dem Klerikerstand führen. Doch der Beschuldigte hat auch Unterstützer.

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Das Bischöfliche Gericht in Würzburg wird ein kirchliches Strafverfahren gegen einen Priester des Bistums aufnehmen, der im vergangenen Jahr wegen des Missbrauchs einer minderjährigen Ministrantin verurteilt wurde. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Dienstag meldete, habe die vatikanische Kongregation für die Glaubenslehre Bischof Franz Jung bevollmächtigt, einen entsprechenden Prozess an seinem Kirchengericht in erster Instanz durchzuführen. Dem Beschuldigten droht vor dem Kirchengericht Strafen bis hin zur Entlassung aus dem Klerikerstand. Das Kirchenrecht sieht anders als das staatliche Recht kein Öffentlichkeitsprinzip bei Gerichtsverhandlungen vor. Das Bistum Würzburg kündigte jedoch an, das Ergebnis des Verfahrens mitzuteilen. Ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest.

Der ehemalige Kaplan ist bereits seit Februar 2020 suspendiert, im August desselben Jahres verurteilte ihn das Amtsgericht Kissingen zu einem Jahr und vier Monaten Haft sowie einer Geldstraße. Die Haftstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung zogen im Februar diesen Jahres die eingelegten Rechtsmittel vor dem Landgericht Schweinfurt zurück, das Urteil ist damit rechtskräftig.

Gläubige setzten sich für verurteilten Täter ein – Bischof: "Bizarr!"

Im Frühjahr 2019 hatte der Geistliche bei der Polizei zu Protokoll gegeben, dass die ihm vorgeworfenen Taten aus seiner Sicht kein Kindesmissbrauch seien, in den Gerichtsverfahren äußerte er sich nicht. Das Amtsgericht sah es als erwiesen an, dass der Priester vor mehr als zehn Jahren als Kaplan eine damals zwölfjährige Ministrantin mindestens zwei Mal sexuell missbraucht hatte.

Für Aufsehen sorgte der Fall im Frühjahr, als Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft, in der der Priester zuletzt tätig war, in zwei verschiedenen Unterschriftensammlungen einen weiteren Einsatz des Verurteilten in der Gemeinde oder an anderen kirchlichen Einsatzorten forderten. Bischof Jung distanzierte sich scharf von den Aufrufen. "Die Organisatoren und Unterzeichner der Aktionen fordere ich auf, das Urteil und das Leid der Betroffenen zu akzeptieren und Tatsachen nicht zu verdrehen", so Jung. Die zwei Aktionen würden "in bizarrer und skandalöser Weise" die Bemühungen zur Missbrauchsaufarbeitung konterkarieren und verursachten "schwersten Schaden für Pfarrei, Bistum und Kirche insgesamt". Das Bistum hatte die Vorwürfe gegen den Pfarrer im vergangenen Jahr selbst öffentlich gemacht und der Staatsanwaltschaft umfassende Kooperation zugesichert. Die Anklage war eine Folge der bundesweiten Missbrauchsstudie der katholischen Kirche, die im Herbst 2018 vorgestellt wurde. Danach hatten die sieben bayerischen Bistümer die zugehörigen Akten zur Prüfung an die Staatsanwaltschaften gegeben. (fxn)