Verbindung zu Konten mit mehr als 250 Millionen Euro auf Neuseeland

"Pandora Papers" zeigen undurchsichtige Finanzen der Legionäre Christi

Veröffentlicht am 05.10.2021 um 14:26 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Vor vier Jahren hatten die Legionäre Christi erklärt, keine sogenannten Offshore-Finanzgeschäfte zu betreiben. Durch die "Pandora Papers" wurde die Gemeinschaft nun mit 250 Millionen Euro in einer Steueroase in Verbindung gebracht.

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Die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi steht in einem Zusammenhang mit der Geldsumme von mehr als 250 Millionen Euro (295 Millionen US-Dollar) in drei Trusts auf Neuseeland. Das in treuhänderisch verwalteten Konten angelegte Geld wird vor allem in Immobilien, Technologie und Erdöl investiert, berichtete die spanische Zeitung "El País" am Montag unter Verweis auf die "Pandora Papers" genannte journalistische Recherche zu sogenannten Offshore-Geschäften. Ein für Spenden zur Versorgung von Mitgliedern des Ordens im Ruhestand gedachter Trust wurde im Juli 2010 gegründet, die beiden anderen Treuhand-Konten mit den Namen "Salus" und "AlfaOmega" im November 2011.

Die Truts stehen demnach in Zusammenhang mit dem Ordenspriester Luis Garza Medina, der jahrelang als "Nummer zwei" der Legionäre Christi galt. Garza gründete sie gemeinsam mit zwei engen Familienmitgliedern, die als Geschäftsleute tätig sind, mit einem Startkapital von jeweils 100 Dollar. Durch Erbschaften und Spenden wuchsen die Summen auf den nun offengelegten Betrag an. Die Trusts sind in mehreren Ländern auf vier Kontinenten finanziell tätig und die Legionäre Christi als Begünstigte angegeben.

Die "Pandora Papers" zeigen auf, dass der erste Trust drei Tage vor der offiziellen Ernennung von Kardinal Velasio De Paolis zum Apostolischen Delegaten für die Legionäre Christi gegründet wurde. De Paolis war nach einer vorausgegangenen Visitation der Ordensgemeinschaft aufgrund des Missbrauchsskandals um Gründer Marcial Maciel und unklare Finanzstrukturen für die Erneuerung der Legionäre Christi zuständig. Der Orden hatte 2017 nach Veröffentlichung der Recherchen rund um die "Paradise Papers" noch erklärt, keine Offshore-Firmen mehr zu unterhalten oder entsprechende Finanzverlagerungen vorzunehmen. Diese Praxis habe es unter Maciel gegeben und sei nach ihm aufgegeben worden.

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Die Legionäre Christi bestätigten auf Anfrage von "El País" eine Verbindung zum ersten Trust, der "ein legales Instrument" sei. Die Ordensgemeinschaft bestritt jedoch, Kontrolle über die anderen Konten zu haben. "Es wäre nicht korrekt, irgendwelche Entscheidungen, Einlagen oder Handlungen dieser Truts der Kongregation zuzuordnen", hieß es vom Orden. Die Gemeinschaft bezeichnete die ihm zufließenden finanziellen Zuwendungen von diesen Konten als Spenden von Wohltätern. Auf die Frage, ob der Vatikan von den Finanzstrukturen des Ordens wisse, entgegneten die Legionäre Christi, dass sie nicht verpflichtet seien, detaillierte Informationen zu internen finanziellen Angelegenheiten nach Rom weiterzuleiten. Der Vatikan beantwortete diese Frage gegenüber der spanischen Zeitung nicht, sondern verwies darauf, dass sich die von der Kurie begleitete Erneuerung des Ordens auf die Person des Gründers und die Strukturen beschränkt habe.

Treuhand-Konten in Überseegebieten werden eingesetzt, um unerkannt große Geldsummen zu überweisen, tatsächliche Eigentumsverhältnisse nicht offenlegen zu müssen und Steuern zu umgehen. Diese Praxis ist oftmals legal, es gibt jedoch Kritiker, die auf die Möglichkeit der Geldwäsche hinweisen. Mit der Recherche "Pandora Papers", an der sich 150 Medienhäuser in aller Welt beteiligt haben, wurden durchgesickerte Dokumente zu finanziellen Beteiligungen Prominenter in Steueroasen analysiert. So wurden die Verstrickungen von 35 aktuellen und ehemaligen Staats- und Regierungschefs wie Tony Blair, Wolodymyr Selenskyj und Silvio Berlusconi aufgedeckt. Weitere 330 Politiker aus mehr als 90 Ländern, 130 Milliardäre und Unternehmen wie Nike oder Apple wurden ebenfalls genannt. (rom)