Bei Liturgie nicht Ideologien und eigenem Geschmack folgen

Neuer Gottesdienstpräfekt: Liturgiereform nach Konzil ist unumkehrbar

Veröffentlicht am 08.10.2021 um 13:33 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Zwischen Papst Franziskus und Kardinal Robert Sarah schien es immer wieder zu knirschen während dessen Amtszeit als Liturgiepräfekt. Kein Blatt dagegen geht zwischen den Papst und Sarahs Nachfolger Arthur Roche, wie eine Rede nun zeigt.

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Der Präfekt der Gottesdienstkongregation, Erzbischof Arthur Roche, betont die Unumkehrbarkeit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Bei der Eröffnung des Akademischen Jahres der römischen Benediktinterhochschule Sant'Anselmo rief Roche die Aussage des Konzilspapstes Paul VI. in Erinnerung, der seine Liturgiereform "mit Gewissheit und lehramtlicher Autorität" für irreversibel erklärt hatte. Das Messbuch von Paul VI. sei das "reichhaltigste Missale, das die Kirche je hervorgebracht" habe. Es gründe nicht einfach in der Leistung "eines klugen Geistes", sondern sei entstanden durch Gottes Hand mit Hilfe des reichen biblischen und patristischen Erbes zusammen mit dem Lehramt der Kirche.

Roche wandte sich gegen Spaltungen und Streit über Übersetzungen und forderte die Wissenschaftler auf, treue Jünger zu sein, "die die Kirche aufbauen und nicht Grund für ihre Zersplitterung". Anstatt "kirchlichen Ideologien" oder dem eigenen Geschmack zu folgen, sollen sie dem Ruf der Kirche folgen. Bei der Übersetzung des Messbuchs gebe es viele Kontroversen, so dass die Diskussion darüber drohe, zu einem "Schlachtfeld widerstreitender und gegensätzlicher Meinungen" zu werden. "Sogar die am wenigsten Kundigen in diesen Debatten haben starke Meinungen und können ziemlich laut und rechthaberisch sein", so der Präfekt, ohne auf konkrete Beispiele einzugehen: "Die Arbeit des Übersetzens ist eine Herausforderung; dem Originaltext treu zu bleiben und ihn in der Sprache des Empfängers wiederzugeben, erfordert große Sorgfalt sowie biblische, patristische und theologische Einsicht und Feingefühl", so Roche.

Liturgiereform durch den Heiligen Geist inspiriert

Die Feier der Messe sei nie die Sache allein der jeweils feiernden Gemeinde oder Gruppe, sondern Sache der ganzen Kirche. Diesen Aspekt dürfe man nie aus dem Blick verlieren. Roche ging auch auf die Kritik an der Liturgiereform ein, dass die umfassenden Änderungen die zeitenübergreifende Dimension der Liturgie aus dem Blick verloren habe. Mittlerweile hätten die neueren Übersetzungen aber eine derartige Qualität erreicht, dass solche Vorwürfe nicht mehr griffen. Die Liturgiereform müsse im Kontext der 150 Jahre an liturgischer Bewegung gesehen werden, die die Konzilsväter geprägt und zu einer "durch den Heiligen Geist inspirierten" Entscheidung geführt hätten.

Die Rede am Päpstlichen Athenaeum Sant'Anselmo ist die erste größere Ansprache Roches seit seiner Ernennung zum Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung im Mai. Von 2002 bis 2012 stand er der internationalen Kommission für die englische Sprache in der Liturgie vor, die die englischen Übersetzungen des Messbuchs koordiniert. Obwohl der Präfekt in seiner Rede nicht explizit auf die im Sommer durch Papst Franziskus verfügte Neuordnung der Messe in ihrer vorkonziliaren Form einging, scheinen Aspekte wie die Betonung der Messe als verbindendes Element der ganzen Kirche auf das Motu Proprio "Traditionis custodes" anzuspielen, in dem der Papst die Feier nach dem Missale von 1962 deutlich einschränkte und dies mit seiner "beständigen Suche nach der kirchlichen Gemeinschaft" begründete. Die Feier der Messe in ihrer alten Form sei dazu verwendet worden, "die Abstände zu vergrößern, die Unterschiede zu verhärten, Gegensätze aufzubauen, welche die Kirche verletzen und sie in ihrem Weg hemmen, indem sie sie der Gefahr der Spaltung aussetzen", so Papst Franziskus in seinem Begleitschreiben zu dem Motu Proprio. Zugleich setzte sich Roche damit von seinem Vorgänger, Kardinal Robert Sarah ab, der regelmäßig Sympathien für eine Reform der Reform erkennen ließ. (fxn)