Pax Christi übt scharfe Kritik an Zapfenstreich vor dem Reichstag
Die katholische Friedensbewegung Pax Christi hat den Großen Zapfenstreich zum Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr am Mittwochabend vor dem Reichstagsgebäude in Berlin scharf kritisiert. "Die Bilder von den im Dunkeln mit brennenden Fackeln vor dem Reichstag marschierenden Soldaten waren fatal", sagte Pax-Christi-Generalsekretärin Christine Hoffmann am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de. Der Aufmarsch vor dem historischen Parlamentsgebäude habe schlimme Assoziationen an den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des Nationalsozialismus geweckt. "Wie kann man in der heutigen Zeit so eine Veranstaltung durchführen und meinen, dass das positiv wirken würde?", fragte Hoffmann.
Der Zapfenstreich für die in Afghanistan eingesetzten Männer und Frauen der Bundeswehr vor dem Sitz des Bundestags hatte vor allem in den sozialen Netzwerken für Irritationen und Kritik gesorgt. Ähnlich wie Pax Christi kritisierten viele Internetnutzer mit deutlichen Worten den Aufmarsch der Soldaten vor dem Reichstagsgebäude. Bei Twitter trendete in diesem Zusammenhang der Hashtag #Wehrmacht, weil viele Nutzer Vergleiche zur Zeit des Nationalsozialismus zogen. Das Verteidigungsministerium wies dies vehement zurück. Ebenfalls bei Twitter schrieb das Ministerium am Donnerstag: "Debatte ist notwendig und wichtig. Vergleiche mit dem dunkelsten Kapitel Deutschlands enttäuschen uns."
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Pax-Christi-Generalsekretärin Hoffmann zeigte sich gegenüber katholisch.de irritiert, dass die Bundeswehr weiterhin an der Tradition des Zapfenstreichs festhalte. Dieser leiste einer "Resakralisierung des Militärischen" Vorschub und funktioniere in der heutigen Zeit "hinten und vorne nicht mehr". Hoffmann verwies in diesem Zusammenhang auf eine Initiative von Pax Christi und anderen Friedensorganisationen, die sich im Vorfeld des Zapfenstreichs für eine generelle Abschaffung der Zeremonie ausgesprochen hatten. In einem Appell an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatten die Organisationen das Ritual des Zapfenstreichs als gewaltverharmlosend kritisiert. Zudem bemängelten sie eine Instrumentalisierung der christlichen Glaubensbotschaft, weil im Rahmen der Zeremonie auch der Choral "Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart" intoniert wird.
Zugleich betonte Hoffmann, dass Pax Christi nicht grundsätzlich gegen eine Ehrung der in Afghanistan eingesetzten Soldaten sei. Das Gedenken für die 59 am Hindukusch gefallenen Kräfte der Bundeswehr und die Reden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer am Sitz des Verteidigungsministeriums, die unmittelbar vor dem Zapfenstreich stattgefunden hatten, seien in dieser Hinsicht jedoch ausreichend gewesen. "Dass man anschließend noch das rückwärtsgewandte Ritual des Zapfenstreichs durchgeführt hat, das so offensichtlich die Vergangenheit wiederaufleben lässt, muss kritisch diskutiert werden", forderte Hoffmann. (stz)