Erzbischof von Ouagadougou fordert aktivere Rolle seiner Kirche

Kardinal: Jetzt muss Afrika Europa missionieren

Veröffentlicht am 26.10.2021 um 13:31 Uhr – Lesedauer: 

Warschau/Ouagadougou ‐ Afrika habe das Evangelium von Europa bekommen, nun müsse es dorthin zurückgebracht werden, sagt Kardinal Philippe Ouédraogo aus Burkina Faso. Er wünscht sich eine aktivere Rolle seiner Kirche bei der Evangelisierung – und einen afrikanischen Papst.

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Der Erzbischof von Ouagadougou (Burkina Faso), Kardinal Philippe Ouédraogo, hat eine aktivere Rolle der Kirche in Afrika für die Evangelisierung der Welt gefordert. Europäische Missionare hätten dem afrikanischen Kontinent das Evangelium verkündet, nun müsse es dorthin zurückgebracht werden, sagte Ouédraogo am Montag in einem Interview mit der polnischen katholischen Nachrichtenagentur "KAI". Er hoffe sehr, dass Europa heute nicht nur die Perspektive einnehme, was es Afrika geben könne, sondern auch selbst etwas von Afrika erwarte. "Die Kirche in Afrika muss sich auch an der Evangelisierung der Welt beteiligen", so der Präsident des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SCEAM).

Ouédraogo machte deutlich, dass Afrika sowohl auf gesellschaftspolitischer als auch auf kirchlicher Ebene noch immer unter den negativen Folgen der Kolonisation zu leiden hätte. Zwar hätten die afrikanischen Staaten formale Unabhängigkeit erlangt. Man sei aber "immer noch der Herrschaft unterworfen. Das muss aufhören. Wir brauchen echte Unabhängigkeit." Als drängendste Herausforderungen nannte der Kardinal strukturelle Armut, die aus der Ausbeutung Afrikas durch die westliche Welt resultiere, und die Bedrohung durch islamistischen Terror. Der interreligiöse Dialog sowie der Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden seien deshalb Hauptaufgaben der Kirche in seinem Land. Dazu komme das Problem der Inkulturation: "Was kann getan werden, damit die Kirche nicht als ein Fremdkörper wahrgenommen wird?" Heute habe die Kirche einen lateinamerikanischen Papst, warum sollte es nicht einmal einen aus Asien oder Afrika geben, ergänzte Ouédraogo. Die Kirche sei jedoch eine Familie, in der es nicht um Positionskämpfe gehe. Ein Papst werde deshalb "nur gewählt, um zu dienen und zu keinem anderen Zweck".

Die europäischen Mutterkirchen rief der Kardinal zur weiteren finanziellen Unterstützung auf. Bisher sei die Kirche Afrikas noch darauf angewiesen. Das Ziel müsse aber sein, dass die afrikanische Kirche ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen könne. Damit umgekehrt eine Evangelisierung Europas gelinge könne, brauche es ein gutes Einvernehmen zwischen den Bischöfen der Herkunftskirche und der Kirche, in der afrikanische Priester eingesetzt würden, so Ouédraogo. Problematisch sei es, wenn Priester zum Studium nach Europa gingen und dann nicht in ihre Heimat zurückkehrten, denn auch bei ihnen gebe es personelle Engpässe, sagte der Erzbischof von Ouagadougou. Ouagadougou ist die Hauptstadt von Burkina Faso in Westafrika. Von den über zwei Millionen Einwohnern der Stadt sind rund 800.000 Katholiken. Im Rest des überwiegend muslimisch geprägten Landes liegt der katholische Anteil der Bevölkerung nur bei rund 20 Prozent. (mfi)