Erzbischof von Chicago sieht "Traditionis custodes" als Werk der Einheit

Kardinal Cupich: Papst will, dass nur noch neue Liturgie gefeiert wird

Veröffentlicht am 02.11.2021 um 14:04 Uhr – Lesedauer: 

Chicago ‐ Mit seinem weitgehenden Aus für die "Alte Messe" hatte Papst Franziskus für einige Diskussionen gesorgt. Für den Chicagoer Erzbischof, Kardinal Blase Cupich, sind die neuen Regeln ein Beitrag zur Einheit – und eine Vergewisserung des Konzils.

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Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, begrüßt die von Papst Franziskus geänderten Regeln zur Feier der Messe in der Form von 1962 als Beitrag zur Einheit der Kirche. In einem Beitrag für das Liturgieblog "Pray Tell" (Montag) betont der Kardinal, dass es der Wunsch des Papstes sei, die Gläubigen dahin zu führen, dass sie nur noch die Liturgie in ihrer gegenwärtigen Form feiern. Nach der Liturgiereform gebe es keine zwei Formen des Römischen Ritus, "weil das Wort 'Reform' etwas bedeutet, nämlich dass wir eine ältere Art die Sakramente zu feiern hinter uns lassen und eine neue Art aufnehmen".

Cupich vergleicht die Liturgiereform mit anderen Reformen im Nachgang des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), der Promulgierung eines neuen kirchlichen Gesetzbuchs (1983) und der Veröffentlichung eines neuen Katechismus (1992). Beide Reformen seien erfolgt, um die Lehren des Konzils umzusetzen. "Niemand käme auf die Idee zu behaupten, dass die früheren Formen des Kodex oder des Katechismus weiterhin verwendet werden könnten, einfach weil das Wort Reform etwas bedeutet. Und so muss es auch im Hinblick auf die Liturgiereform etwas bedeuten", so der Kardinal. Die Liturgiereform sei mit Blick auf das neue Selbstverständnis der Kirche entstanden, das in der Kirchenkonstitution Lumen Gentium und der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium formuliert wurde.

Drei Leitprinzipien des Papstes

Im Motu Proprio "Traditionis custodes", mit dem Papst Franziskus im Sommer weite Teile der Freigabe der Feier der Liturgie nach den Messbüchern vor der Liturgiereform zurückgenommen hatte, macht Cupich drei Leitprinzipien aus: die Einheit der Kirche fördern, die Reformen des Zweiten Vatikanums als authentisches Handeln des Heiligen Geistes in der Kontinuität der Tradition der Kirche deutlich zu machen und die Rolle des Diözesanbischofs als obersten Liturgen in seinem Bistum zu stärken.

Zur Umsetzung der neuen Regeln, die weltweit zu Diskussionen und Protesten bei Freunden der "Alten Messe" geführt hatte, mahnt Cupich eine pastorale Begleitung an. Das könne durch eine bessere Vermittlung dessen geschehen, was das Zweite Vatikanum unter Erneuerung der Kirche versteht, und durch liturgische Bildung, die den größeren Reichtum der Liturgie in ihrer gegenwärtigen Form mit Blick auf die Verwendung der Heiligen Schrift und von Gebeten aus der Tradition in den Blick nimmt. Dabei könne es auch hilfreich sein, im Römischen Ritus auch Elemente zu integrieren, die Menschen an der "Alten Messe" schätzen, wie besonderes Augenmerk auf Bewegungen und Gesten, eine verstärkte Verwendung gregorianischer Choräle, der lateinischen Sprache und Weihrauchs sowie längere Phasen der Stille in der Liturgie. "Wir können diese Gelegenheit nutzen, um allen Gläubigen zu helfen, das große Geschenk des Konzils besser zu verstehen, das die Reform unseres Gottesdienstes darstellt", so Cupich.

Mit "Traditionis custodes" hatte Papst Franziskus im Juli weite Teile des von seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI. 2007 erlassenen Motu Proprio "Summorum Pontificum" zurückgenommen, die Feier der "Alten Messe" erschwert und Diözesanbischöfen mehr Entscheidungsmöglichkeiten eröffnet, die Feier in der alten Form in ihren Bistümern zu regulieren. Ziel der Reform von Papst Franziskus war es, eine größere Einheit in der Kirche zu schaffen. In seinem Begleitschreiben zu dem Erlass beklagte er einen oft festzustellenden "enge[n] Zusammenhang zwischen der Wahl der Zelebrationen nach den liturgischen Büchern vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Ablehnung der Kirche und ihrer Institutionen im Namen dessen, was man die 'wahre Kirche' nennt". Mit Beginn des Novembers hatte das Erzbistum Freiburg in einem Ausführungsdekret zum Motu Proprio als erstes deutsches Bistum die Umsetzung des päpstlichen Schreibens geregelt. (fxn)