Nach Buch-Veröffentlichung: Kardinal Sarah fühlt sich "betrogen"
Kardinal Robert Sarah fühlt sich "betrogen und hintergangen", weil ein Text von ihm in einem Buch veröffentlicht wurde, das den päpstlichen Erlass "Traditionis custodes" scharf verurteilt. Sarah habe nicht gewusst, dass auch Erzbischof Carlo Maria Viganò zu den Autoren des Buches "Von Benedikts Frieden zu Franziskus' Krieg" gehöre, berichtete die französischsprachige Nachrichtenseite "i.media" am Dienstag unter Berufung auf einen Vertrauten des Kardinals. "Wäre ihm der Name Viganòs bekannt gewesen, hätte er sofort die Zusammenarbeit verweigert", heißt es über den ehemaligen Präfekten der Liturgiekongregation. Der Ex-Vatikan-Diplomat Viganò gilt seit einigen Jahren als einer der schärfsten innerkirchlichen Kritiker von Papst Franziskus und verbreitet in der Corona-Pandemie offen Verschwörungserzählungen.
Sarah sei zudem "sehr betrübt" über den "polemischen" Titel des Buchs, das am Montag in den USA vorgestellt wurde, heißt es weiter. Herausgeber des Bandes, der 70 Texte von 45 Autoren enthält, ist der US-amerikanische Philosoph Peter Kwasniewski. Zu den Verfassern zählen unter anderem die Kardinäle Walter Brandmüller, Gerhard Ludwig Müller, Raymond Leo Burke und Joseph Zen, die in der Vergangenheit als entschiedene Kritiker von Papst Franziskus in Erscheinung getreten waren. Aus dem deutschen Sprachraum gehören zudem Weihbischof Athanasius Schneider, der Schriftsteller Martin Mosebach, die Journalistin Petra Lorleberg und der Kirchenrechtler Gero P. Weishaupt zu den Autoren. Einige Artikel wurden zudem von einem anonymen "katholischen Priester" veröffentlicht.
Im vergangenen Jahr hatte Sarah selbst ein Buch über Priestertum und Zölibat veröffentlicht, bei dem es unklare Absprachen mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. gab, der einen Text beigesteuert hatte. Deshalb distanzierte sich Benedikt von der auf dem Titel des Buchs angegebenen Co-Autorschaft nachträglich. Das von Kwasniewski nun veröffentlichte Buch kritisiert das Motu proprio "Traditionis custodes", mit dem Papst Franziskus im Juli die Feier der sogenannten "Alten Messe" umfassend eingeschränkt hatte. Wenige Tage vor Veröffentlichung des Motu proprio hatte Sarah Benedikt noch als "Papst des liturgischen Friedens" gewürdigt, da er mit seinem Dekret "Summorum pontificum" 2007 die Feier der außerordentlichen Form des römischen Ritus weitgehend liberalisiert hatte. Der Titel des Franziskus-kritischen Buches "Von Benedikts Frieden zu Franziskus' Krieg" spielt offensichtlich auf diese Äußerung Sarahs an. (rom)