Becciu über Bevorzugung von Heimatbistum: "Wo ist der Skandal?"
Der ehemalige Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu hat die finanzielle Bevorzugung seiner Heimatdiözese Ozieri auf Sardinien verteidigt. "Ich bin stolz und froh, Ihnen geholfen zu haben. Wo ist der Skandal?", sagte Becciu laut einem Bericht der Lokalzeitung "La Nuova Sardegna" (Sonntag) bei einer Veranstaltung des diözesanen Caritasverbandes von Ozieri. "Das wenige, was ich tun konnte, hat wunderbare Ergebnisse hervorgebracht", rechtfertigte er seine umstrittene Unterstützung der Caritas seines Heimatbistums mit mindestens 100.000 Euro aus Geldern des Peterspfennigs, Spenden von Katholiken aus aller Welt an den Papst, in den vergangenen Jahren. Medienberichte nennen auch höhere Summen bis zu 700.000 Euro.
Becciu kritisierte die Berichterstattung über die Anklage gegen ihn wegen Korruption und Veruntreuung, wegen der aktuell ein Prozess im Vatikan läuft. "Warum wollen sie mich, meine Familie, meine Diözese massakrieren? Der von den Medien gemachte Dreck hat alle gedemütigt, was ich zutiefst bedaure", sagte er bei der Veranstaltung. Beccius Bruder Tonio bekleidet eine hohe Position in einer Firma des diözesanen Caritasverbands. Beim laufenden Gerichtsprozess wolle Becciu sich verteidigen und zeigen, dass die Behauptungen Verleumdungen seien. Er könne nicht erkennen, warum die Unterstützung seines Heimatbistums falsch gewesen sei: "Ich habe das als Nuntius in Angola und Kuba getan. Warum also nicht auch hier?", so der frühere Papstdiplomat.
Becciu steht im Zentrum des vatikanischen Finanzskandals, der sich unter anderem um eine verlustreiche Investition in Höhe von insgesamt 350 Millionen Euro in eine Londoner Luxusimmobilie dreht. Ihm werden jedoch auch weitere Fälle von Korruption und Veruntreuung mit Blick auf seine damalige Funktion als Substitut im vatikanischen Staatssekretariat vorgeworden, etwa die finanzielle Bevorzugung der Caritas seines Heimatbistums aus Sardinien. Becciu hatte diesen einflussreichen Posten im wichtigsten Dikasterium des Vatikan von 2011 bis 2018 inne. Vor drei Jahren ernannte Papst Franziskus den Geistlichen zum Präfekten der Kongregation für die Heiligsprechungen und erhob ihn zum Kardinal. Auf Drängen von Franziskus reichte Becciu 2020 seinen Rücktritt als Präfekt ein und erklärte den Verzicht auf die aus dem Kardinalsrang erwachsenden Rechte. Der Prozess im Vatikan läuft seit Juli 2021. (rom)