Fatale Corona-Politik des Nichtstuns: So verspielt der Staat Vertrauen
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Die Geschichte der Corona-Pandemie ist auch eine Geschichte der Enttäuschung und der Wut. Ich merke das – wie vermutlich viele andere auch – in diesen Tagen so stark wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Mein Ärger richtet sich dabei allerdings gar nicht so sehr gegen die absichtlich Ungeimpften. Dass es egoistische und ignorante Menschen gibt, die ihre eigene, falsch verstandene Freiheit auf Kosten der Gesellschaft ausleben, ist ja leider längst keine Überraschung mehr.
Vielmehr merke ich, dass sich mein Ärger immer stärker gegen die Politik und die dort handelnden Personen richtet. Wie viele andere auch fühle ich mich – insbesondere mit Blick auf meine beiden aus Altersgründen noch ungeimpften Kinder – von der Politik komplett im Stich gelassen. Statt angesichts der explodierenden Corona-Inzidenzen kraftvoll gegen die Pandemie zu kämpfen und dabei auch den Mut für unpopuläre Entscheidungen (Impfflicht!) zu haben, erleben wir jenseits halbgarer bis unverantwortlicher Wortmeldungen aus allen Parteien eine fatale Politik des Nichtstuns. Was muss eigentlich noch passieren, damit der Kampf gegen die Pandemie endlich wieder ernsthaft aufgenommen wird? Müssen wir erst eine Triage in deutschen Krankenhäusern erleiden, während die Politik noch über ungeimpfte Fußballer und Weihnachtsmärkte schwadroniert?
Ich merke es schmerzlich: In meinem Verhältnis zu diesem Staat und seinen politischen Institutionen ist in den vergangenen Wochen etwas zerbrochen. Ich hätte nie gedacht, dass es je so weit kommen könnte! Doch die Hasenfüßigkeit und der Populismus vieler Politiker, die vor "Querdenkern" und Impfgegnern einknicken, statt sich mit ganzer Kraft etwa um die dramatische Corona-Situation in Kitas und Schulen zu kümmern, machen mich fassungslos. Noch hoffe ich, dass der fatale Eindruck der vergangenen Wochen nur eine Momentaufnahme ist und die Politik noch die Kurve kriegt. Mit jedem Tag, an dem die vierte Welle weiter wüten kann, sinkt diese Hoffnung jedoch – und damit auch mein Vertrauen in den Staat und die Politik.
Der Autor
Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.