Sensationsfund nahe der Hafenstadt Aschdod

Antike Basilika mit Inschriften für weibliche Geistliche entdeckt

Veröffentlicht am 18.11.2021 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem ‐ Es ist eine der frühesten und größten bisher bekannten Basiliken des Landes: Archäologen fanden nahe der israelischen Hafenstadt Aschdod eine antike Kirche. Sensationell sind nicht zuletzt die dortigen Inschriften für weibliche Geistliche.

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Nahe der südisraelischen Hafenstadt Aschdod haben Archäologen eine der frühesten und größten bisher bekannten Basiliken des Landes freigelegt. Besonders an dem Fund aus dem vierten oder fünften Jahrhundert sind Massengräber mit Inschriften für weibliche Geistliche, wie israelische Medien am Mittwoch unter Berufung auf die Tageszeitung "Haaretz".

Die 2017 entdeckte Kirche ist inzwischen vollständig ausgegraben worden. Die Archäologen fanden dabei Überreste einer dreischiffigen Basilika mit mehreren Annexbauten und Kapellen sowie mit exquisiten Bodenmosaiken. Sie zeigen demnach Kreuze, geometrische Motive und Tierszenen sowie ein Dutzend Inschriften, die Männer und Frauen in gleichem Maße würdigen. Dazu gehören eine "Heilige Mutter Sophronia", möglicherweise die Oberin eines nahen Klosters, sowie mehrere Diakoninnen. Dies mache die Basilika einzigartig, so der Archäologe Joseph Patrich von der Hebräischen Universität Jerusalem.

Unbekannt ist unterdessen, wem die Kirche geweiht war. Die Forscher fanden in der Apsis ein Grab, vermutlich aus der spätrömischen Zeit vor dem Bau der Basilika, mit einem einzelnen Skelett. Die einfache Bestattung ohne Artefakte sei typisch für frühchristliche Heilige, sagte die Anthropologin Hila May aus Tel Aviv. Laut May handelt es sich um die sterblichen Überreste einer Frau. Weitere Untersuchungen sollen folgen.

Mögliche Hinweise auf Pestepidemie

Die weiteren Gräber unter der Basilika seien zu einem späteren Zeitpunkt wiederbenutzt worden. Die in Massengräber gelegten Toten verweisen möglicherweise auf eine Pestepidemie, die das Byzantinische Reich um das sechste Jahrhundert herum lähmte. Auf eine Zeit der Krise und des Massensterbens deuten demnach auch die überstürzten Reparaturen der durch die Graböffnungen beschädigten Bodenmosaiken sowie die Verwendung von Kalk zur Abdeckung der Toten. Kalk wurde zur Eindämmung von Gerüchen und Ansteckung verwendet.

Die nach Kaiser Justinian (um 482-565) benannte Epidemie soll laut antiken Historikern Millionen von Toten gefordert und wesentlich zum Niedergang des Oströmischen Reiches beigetragen haben. Bisher gab es jedoch nur wenige archäologische Hinweise auf ihre Auswirkungen.

Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., äußerte laut "Haaretz" den Wunsch, die Kirche möge erhalten und Wissenschaftlern sowie Pilgern zugänglich gemacht werden. Zunächst wurden die Funde erneut abgedeckt, um sie vor Witterungseinflüssen und Vandalismus zu schützen. (KNA)