"Maria 2.0" schreibt Diözesanbischöfen: Mehr Mitsprache bei Weltsynode
Die kirchliche Reforminitiative "Maria 2.0" fordert eine stärkere Teilhabe von Laien an den Beratungen und Entscheidungen bei der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode. In einem am Donnerstag veröffentlichten Offenen Brief an alle deutschen Diözesanbischöfe fordert die Initiative diese dazu auf, sich in Rom dafür einzusetzen. "Der Glaubenssinn des Volkes Gottes muss als kostbare Quelle für den Erneuerungsprozess der Kirche fruchtbar gemacht werden", heißt es wörtlich. Die Bischöfe und der Papst sollten ihre Macht nutzen, die Mitsprache und das Stimmrecht bei der Bischofssynode auf Laien und insbesondere auf Frauen auszuweiten. "Teilhabe und Entscheidung gehören für Maria 2.0 unabdingbar zusammen."
Eine Beteiligung von Laien "lediglich als Impulsgeber*innen und nur während der ersten Phase der Weltsynode" ist laut "Maria 2.0" völlig unzureichend. Zudem sei von Papst Franziskus eine Beteiligung von Frauen nicht angedacht, "höchstens in Form einzelner, willkürlich berufener Beraterinnen". Darin zeige sich erneut eine "systemische Diskriminierung von Frauen". Zudem dürfe die Entscheidungsgewalt nicht uneingeschränkt bei den Bischöfen liegen. "Umso mehr, als unter denjenigen Bischöfen, die dem Mangel an Glauben und Korruption im Innern der Kirche entgegenwirken sollen, eben auch diejenigen sind, die Machtmissbrauch, sexuellen Missbrauch, geistlichen Missbrauch u.a. mitzuverantworten haben."
Kritik an unterschiedlichem Vorgehen
Im Blick auf Deutschland kritisiert "Maria 2.0" insbesondere das unterschiedliche Vorgehen der Bistümer in der ersten Phase der Weltsynode, in der die Gläubigen zu ihren Erfahrungen und Wünschen zur Synodalität gefragt werden sollen. "Konsultationen, die in einem Bistum im November 2021, in dem anderen im März 2022 enden und in anderen Bistümern gar nicht durchgeführt werden, ermöglichen kein Hören auf den Glaubenssinn des Volkes Gottes – und sind letztlich keine Konsultation!" So komme die Beratung "von Anfang an auf eine falsche Spur". Die Bischöfe sollten die erste Phase ernst nehmen und die Konsultationsphase in allen Bistümern verlängern. Ende Oktober hatte der Vatikan verkündet, die erste Phase der Weltsynode auf Bitten zahlreicher Ortskirchen zu verlängern. Außerdem fordert "Maria 2.0" während der Weltsynode Transparenz von den Bischöfen. Dazu gehöre eine Rückmeldung, dass und wie Stellungnahmen gehört wurden, sowie eine Offenlegung der Dokumente aller Bistümer.
Papst Franziskus habe mit dem weltweiten synodalen Prozess die ganze Kirche eingeladen, das Wort zu ergreifen, betont "Maria 2.0". Auch die Reforminitiative bringe sich gerne in den Prozess ein. In Positionen von "Maria "2.0" zu einigen der zehn vom Vatikan abgesteckten Themenfelder der Weltsynode, die Teil des Offenen Briefes sind, heißt es unter anderem, dass das Priesterbild der katholischen Kirche auf den Prüfstand gestellt werden müsse. "Zölibat gehört so wenig zum Wesen des Priesteramts wie die Koppelung an ein Geschlecht." Weiter heißt es, dass ein männlich geprägtes Gottesbild Gott nicht gerecht werde. Außerdem wird ein "Sonderstatus" des speziellen Priestertums beklagt. Dieser bereite den Boden für Klerikalismus und für Machtmissbrauch jeglicher Art. "Maria 2.0 fordert einzulösen, dass alle durch die eine Taufe zum allgemeinen Priestertum berufen sind, gleichberechtigt Anteil haben und Verantwortung tragen für die Sendung in Kirche und in Gesellschaft." Daraus folgten Demokratisierung, Machtkontrolle und -begrenzung sowie Gewaltenteilung in den Strukturen der Kirche.
Die erste, diözesane Phase des auf zwei Jahre angesetzten weltweiten synodalen Prozesses war im Oktober eröffnet worden. Voraussichtlich im kommendem Herbst ein synodaler Prozess auf Kontinentalebene, der wiederum in die Versammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 in Rom mündet. Zwischenergebnisse werden ausgewertet und zusammengefasst, um der nächsten Runde als Arbeitsgrundlage zu dienen. (mal)