Studie: Nur Minderheit fühlt sich gut von Kirche in Pandemie betreut
In der Pandemie fühlt sich offenbar nur eine Minderheit gut von den Kirchen betreut. Das ergab eine Befragung durch Theologinnen und Theologen der Universität Erfurt im Rahmen der repräsentativen "Cosmo – COVID-19 Snapshot Monitoring"-Studie, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Von den rund 1.000 Teilnehmenden gaben demnach 84,7 Prozent an, keine Hilfe von einer Religionsgemeinschaft erhalten zu haben. Von den 190 teilnehmenden Katholikinnen und Katholiken sagten 23,7 Prozent, dass ihnen die katholische Kirche zur Seite gestanden habe, 74,7 Prozent verneinten das.
Der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann erläuterte dazu am Freitag: "Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung der Menschen offenbar in deutlichem Widerspruch steht zur Selbstwahrnehmung der Institution." Die Rolle der Kirchen in der Pandemie sei ambivalent: "Zum einen wirken sie etwa durch öffentliche Trauerfeiern für Corona-Opfer in die Gesellschaft hinein, zum anderen haben sie offenbar deutliche Probleme ihre eigenen Mitglieder zu erreichen", sagte Kranemann, dessen Team sich mit Fragen zu Kirche, Liturgie und Trauerpastoral an der Cosmo-Studie beteiligte.
"Zunehmend losere Bindung an die Kirchen"
Laut Studie gaben 4,1 Prozent der Befragten an, bei Sinnfragen in der Pandemie Hilfe durch Religionsgemeinschaften erfahren zu haben. Bei den Katholiken lag der Anteil bei 5,3 Prozent. Hilfe in Trauersituationen erfuhren 7,4 Prozent der Katholiken durch ihre Kirche, bei der Gesamtheit der Befragten waren es 3 Prozent. "Diese und weitere Zahlen machen ein rückgehendes Interesse an Religion und eine zunehmend losere Bindung an die Kirchen deutlich", sagte Kranemann.
Öffentliche Trauerfeiern für die während der Pandemie Verstorbenen werden von einer deutlichen Mehrheit gewünscht. 41,1 Prozent der Befragten sprach sich dagegen aus, unter den Katholiken waren es 31,1 Prozent. Insgesamt wünschen sich nur 11,7 Prozent eine Organisation allein durch den Staat.
"Cosmo" ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt der Universität Erfurt, des Robert Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Leibniz-Instituts für Psychologie, dem Science Media Center, dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin sowie dem Yale Institute for Global Health. Ziel des Projektes ist es den Angaben zufolge, wiederholt Einblicke zu erhalten, wie die Bevölkerung die Corona-Pandemie wahrnimmt. Dazu nehmen seit März 2020 rund 1.000 Personen zwischen 18 und 74 Jahren an wöchentlichen bis zweiwöchentlichen Befragungen teil. (KNA)