Papst an Kirchenleitung: Klerikalismus ist eine perverse Versuchung
Papst Franziskus hat die Kirchenleitung vor Klerikalismus gewarnt. Der Klerikalismus, der sich als perverse Versuchung einschleiche, lasse an einen Gott denken, "der nur zu einigen wenigen spricht, während die anderen nur zuhören und ausführen müssen", sagte das Kirchenoberhaupt in seiner traditionellen Ansprache an die Kurie am Donnerstag. Die laufende Weltsynode sei dagegen die Erfahrung, "dass wir alle Glieder eines größeren Volkes sind".
Der Papst forderte die Kirchenleitung dazu auf, als Vorbilder den weltweiten synodalen Prozess in Demut zu beschreiten. "Wenn die Kirche den Weg der Synodalität einschlägt, müssen wir die Ersten sein, die sich auf einen anderen Arbeitsstil, auf Zusammenarbeit, auf Gemeinschaft umstellen. Und dies ist nur über den Weg der Demut möglich", sagte der Pontifex. "Nur wenn wir dienen und unsere Arbeit als Dienst verstehen, können wir wirklich für alle nützlich sein", so der 85-Jährige.
Kurie müsse sich zum "Stil der Synodalität" bekehren
Die Kurie sei nicht nur ein "logistisches und bürokratisches Werkzeug für die Bedürfnisse der Weltkirche", führte Franziskus aus. Sie sei zum Zeugnis berufen und gewinne dadurch an Maßgeblichkeit und Wirksamkeit. Gerade deshalb müsse sie sich zum "Stil der Synodalität" bekehren. Die drei Merkmale einer demütigen Kirche, die auf den Geist höre und ihr Zentrum außerhalb der Kirche habe, seien "Teilhabe", "Mission" und "Gemeinschaft", erklärte Franziskus. "Dies sind die drei Anforderungen, die ich als einen Stil der Demut bezeichnen möchte, den wir hier in der Kurie anstreben sollten."
Teilhabe bedeute dabei einen "Stil der Mitverantwortung" zu leben. "Die Autorität wird zum Dienst, wenn sie teilt, einbezieht und hilft zu wachsen." Hierzu gebe es ermutigende Beispiele innerhalb der Kurie, lobte der Papst. Zugleich brauche es ein gemeinschaftliches Miteinander in Vielfalt ohne Komplizenschaft. Letztere spalte und schaffe Feinde. "Zusammenarbeit erfordert die Größe, die eigene Unvollständigkeit zu akzeptieren und offen zu sein für Teamarbeit, auch mit denen, die nicht so denken wie wir", so Franziskus weiter. Dabei gelte es, in der Mission und Sendung der Kirche vor allem die Armen im Blick zu haben.
In seinen Ausführungen über die Demut erklärte Franziskus, sie sei die Fähigkeit, das Menschsein "ohne Verzweiflung, mit Realismus, Freude und Hoffnung auszufüllen", ohne sich seiner Schwäche zu schämen. Dazu gehöre es, sich an die Wurzeln und Traditionen zu erinnern und zugleich Neues hervorzubringen. "Der demütige Mensch sorgt sich auch um die Zukunft, nicht nur um die Vergangenheit, denn er weiß, wie man in die Zukunft blickt, wie man auf die Sprosse schaut, mit einem Gedächtnis voller Dankbarkeit." Das Gegenteil sei falscher Stolz. "Ohne unsere Kleider, Vorrechte, Rollen und Titel sind wir alle Aussätzige, die der Heilung bedürfen. Weihnachten ist die lebendige Erinnerung an dieses Bewusstsein", so Franziskus. (tmg/KNA)