Kirchentagspräsident erwartet neue Debatte über Kirchensteuer

De Maiziere spricht sich für gemeinsamen Religionsunterricht aus

Veröffentlicht am 31.12.2021 um 09:44 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Ist die Trennung der Konfessionen im Religionsunterricht noch zeitgemäß? Er halte sie für überholt, sagt Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. Zudem rechnet der Präsident des Evangelischen Kirchentags mit einer neuen Kirchensteuer-Debatte.

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Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maiziere fordert einen gemeinsamen Religionsunterricht von katholischen und evangelischen Kindern. "Die Trennung der Konfessionen im Religionsunterricht halte ich für überholt, vor allem in Gegenden, in denen die Konfessionslosen überwiegen", sagte der CDU-Politiker und heutige Kirchentagspräsident im Interview der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag). Generell hätten Schülerinnen und Schüler einen grundgesetzlich geschützten Anspruch auf Religionsunterricht. Junge Menschen setzten sich gerne mit existenziellen Fragen auseinander, die am besten im Fach Religion erörtert würden.

Angesichts der Pläne der neuen Ampel-Koalition, die sogenannten Staatsleistungen an die Kirchen abzuschaffen, rechnet de Maiziere auch mit einer Debatte über die Kirchensteuer. Diese wäre aber "eher belebend als schädlich". Der Politiker erinnerte daran, dass die Kirchensteuereinnahmen rückläufig seien. Der finanzielle Schaden durch eine Abschaffung der Abgabe "wäre also nicht so groß wie noch vor 30 Jahren".

Staat-Kirche-Verhältnis habe sich bewährt

Das enge Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Deutschland habe sich bewährt, so de Maiziere weiter. Ob eine strikte Trennung wie in Frankreich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt besser sei, halte er für zweifelhaft. Aber: "Wenn die neue Regierung und ihre Parlamentsmehrheit das anders entscheiden will, müssen die Kirchen damit klarkommen", so de Maiziere.

Laut Koalitionsvertrag wollen SPD, Grüne und FDP "einen fairen Rahmen für die Ablösung der sogenannten Staatsleistungen schaffen. Dabei geht es um regelmäßige Zahlungen an die Kirchen aus historischen Gründen – unabhängig von der Kirchensteuer. Für die beiden großen Kirchen zusammen machen diese Staatsleistungen jährlich etwa 550 Millionen Euro aus.

De Maiziere wurde im Oktober zum Präsidenten des 38. Evangelischen Kirchentags gewählt. Das Christentreffen soll vom 7. bis 11. Juni 2023 in Nürnberg stattfinden und steht unter dem Bibelwort "Jetzt ist die Zeit". (KNA)