Entertainer will nicht den "großen Durchblicker spielen"

Harald Schmidt: Brauche als Gläubiger keine Theologie

Veröffentlicht am 03.01.2022 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Details seiner Biografie erfindet der Entertainer im Interview schon mal neu – der katholische Glaube bleibt aber eine Konstante im Leben von Harald Schmidt. Nun hat er verraten: "Als Gläubiger brauche ich keine Theologie. Ich glaube einfach."

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In seinen Shows blieb kaum ein Thema vor Spott sicher: Neben Politikern und Prominenten hat Harald Schmidt auch Kirchen und Glaubensgemeinschaften immer wieder aufs Korn genommen. Privat praktiziert der Entertainer aber einen tief verwurzelten katholischen Glauben. Er sei ein Freund von Ritualen und besuche noch oft die Messe, sagte Schmidt am Montag im Interview mit der "Neuen Züricher Zeitung" (NZZ). "Als Gläubiger brauche ich keine Theologie. Ich glaube einfach", so der 64-jährige gebürtige Schwabe.

Sein Glaube sei ihm zeitlebens ohne atheistische oder agnostische Phasen erhalten geblieben. Zwar habe es Zweifel gegeben, erklärte Schmidt, "aber warum sollte man für die 80 oder 85 Jahre, die man hier auf Erden ist, den großen Durchblicker spielen? Die Wahrscheinlichkeit, dass es hinterher ganz anders ist, liegt ja mindestens bei 50 zu 50." Aus diesem Grund fühle er sich auch nicht zu missionarischem Handeln berufen. Wenn ihm einer sage, "dass er mit Glauben nichts am Hut hat, ist das auch okay", so der Entertainer. Nach seinem Umgang mit dem Tod gefragt, gab Schmidt zur Antwort, das Thema sei "zu bombastisch", als dass es sich sprachlich noch greifen lasse: "Vielleicht funktioniert dann noch Musik. Aber wahrscheinlich funktioniert dann gar nichts mehr."

Harald Schmidt zählt zu den bekanntesten deutschen Entertainern und Kabarettisten. Bis 2014 moderierte er bei verschiedenen privaten und öffentlichen Sendern eigene Late-Night-Shows. Während er sich im Umgang mit anderen als versierten "Interviewkünstler" bezeichnete, ist über Schmidts Privatleben kaum etwas bekannt. So kokettierte er auch gegenüber der NZZ, dass er seine Biografie im Gespräch immer ein wenig neu erfinde. Über seinen Glauben spricht Schmidt dagegen verhältnismäßig offen; wiederholt übte er außerdem Kritik an der Kirche, etwa im Umgang mit der Missbrauchskrise. (mfi)