Grünen-Politiker Beck kritisiert "schlimme Fehlleistung"

Zeitung: Antisemitischer Al-Quds-Tag in Kalender der Berliner Polizei

Veröffentlicht am 03.01.2022 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Der einst vom iranischen Revolutionsführer Khomeini ausgerufene Al-Quds-Tag gilt als antiisraelisch und antisemtisch. Deshalb erstaunt, dass der Tag nun in einem "Kalender der Vielfalt" der Berliner Polizei aufgelistet worden sein soll.

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Interkultureller Fauxpas der Berliner Polizei: In einem "Kalender der Vielfalt" der Hauptstadt-Polizei, den sich Berliner Polizisten im Intranet der Behörde herunterladen können, wird laut einem Bericht der Berliner Boulevardzeitung "B.Z." (Montag) für das Jahr 2022 neben religiösen Festen wie Weihnachten und Gedenktagen wie dem Holocaust-Gedenktag Jom haScho'a auch der als antiisraelisch und antisemitisch eingestufte Al-Quds-Tag aufgeführt. Der Tag, dessen Name auf den arabischen Namen für Jerusalem zurückgeht, war 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ausgerufen worden und propagiert den Kampf gegen Israel und die Zerstörung des jüdischen Staates.

Der Al-Quds-Tag, der jedes Jahr auf den letzten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan fällt, findet in diesem Jahr am 29. April statt. Bis 2019 wurde an dem Tag in Berlin regelmäßig eine Demonstration veranstaltet, bei der auch antiisraelische Parolen wie "Kindermörder Israel" gerufen wurden. 2020 und 2021 fand die Demonstration nicht statt; der damalige Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte die Absage im vergangenen Jahr mit den Worten kommentiert, dass Berlin damit "eine der widerlichsten antisemitischen Veranstaltungen" erspart bleibe. Ob die Demonstration in diesem Jahr wieder ausgerichtet wird, ist bislang unklar.

Grünen-Politiker Beck sieht "Gegenteil von Diversity-Kompetenz"

Der langjährige Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck bezeichnete die Auflistung des Al-Quds-Tags im "Kalender der Vielfalt" gegenüber der "B.Z." als "schlimme Fehlleistung und das Gegenteil von Diversity-Kompetenz". Der Al-Quds-Tag habe – anders als Aschura, Opfer- oder Ramadanfest – in einem Kalender der Vielfalt nichts verloren. "Er ist ein Tag von Hass und Hetze", so Beck, der sich seit vielen Jahren gegen Antisemitismus engagiert. Israel-Hass und Antisemitismus dürften nicht als Teil der Vielfalt Akzeptanz erfahren, der Kalender müsse sofort zurückgezogen und überarbeitet werden. Eine Anfrage von katholisch.de zum "Kalender der Vielfalt" ließ die Berliner Polizei bis zum Mittag unbeantwortet.

Bemerkenswert: Im offiziellen "Interkulturellen Kalender 2022" der Integrationsbeauftragten des Berliner Senats, der laut der Beauftragten eine "Übersicht der wichtigsten Fest- und Feiertage verschiedener Kulturen und Religionen" bieten soll und auf der Internetseite der Hauptstadt heruntergeladen werden kann, wird der Al-Quds-Tag nicht aufgeführt. (stz)