Meier: Weltsynode soll Synodalen Weg nicht einbremsen
Nach den Worten des Weltkirche-Bischofs Bertram Meier hat Papst Franziskus den weltweiten synodalen Prozess nicht initiiert, um den Synodalen Weg in Deutschland einzubremsen. Diese "manchmal geäußerte These", teile er nicht, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in einem in den vergangenen Tagen veröffentlichten mehrteiligen Interview mit dem Portal "weltkirche.de". Die Weltsynode sei eine Chance, synodale Experimente in den verschiedenen Ländern und Diözesen in den Rahmen der Weltkirche einzubetten und so "ins größere Ganze zu stellen". Das könne der gegenseitigen Bereicherung und Selbstrelativierung dienen.
Als Folge der Weltsynode erhofft sich Meier, dass Synodalität immer mehr zum Lebensstil der Kirche werde. Nicht nur in Deutschland stellten sich Fragen nach dem Miteinander oder der Kultur der Partizipation in der Kirche, so der Bischof. Papst Franziskus hatte den weltweiten synodalen Prozess im vergangenen Oktober offiziell eröffnet. Er ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll nach der ersten, diözesanen Phase auf kontinentaler Ebene fortgesetzt werden. Alle Ergebnisse sollen in die Versammlung der Bischofssynode münden, die für Oktober 2023 geplant ist.
Im Hinblick auf Befürchtungen, durch den Synodalen Weg in Deutschland drohe eine Kirchenspaltung, sagte Meier, dass man "bitte nichts dramatisieren" solle. Einige sähen im deutschen Reformprozess "die Auferstehung Martin Luthers, die anderen wollen Reformen im Galopp durchboxen". Er selbst plädiere in diesem Zusammenhang für "ekklesialen Realismus": Zwar sei klar, dass es in der Kirche "nicht einfach so weitergehen" könne und es eine "geistliche Reform" brauche. "Aber die lässt sich weder erzwingen noch mit der Brechstange durchdrücken", betont Meier. "Wir sollten uns im ehrlichen Dialog nichts schenken, aber wir dürfen uns auch nicht gegenseitig den Glauben absprechen. Der Synodale Weg verfolge zwei Stoßrichtungen, "die seriös und zu fördern sind: Reaktion auf den Missbrauchsskandal und Initiative zur Evangelisierung".
Mehr Zusammenarbeit gefragt
Für die Zukunft der weltkirchlichen Arbeit in Deutschland prognostiziert Meier, dass nicht jede missionierende Ordensgemeinschaft die kirchlichen Umbrüche überleben werde. Bei großen Einrichtungen wie den Hilfswerken sei künftig mehr Zusammenarbeit angesagt. "Neue Formen des Miteinanders sind nötig, um die künftigen Herausforderungen nicht nur in höflicher Unverbindlichkeit, sondern mit Zuversicht und Stärke bestehen zu können". Er sei zuversichtlich, dass man dabei einen guten Weg finden könne, betonte Meier.
Beim weltweit virulenten Thema Klimaschutz soll die Kirche laut Meier dafür eintreten, dass die Bewahrung der Schöpfung in Gesellschaft und Politik oberste Priorität habe. "Das setzt voraus, dass sie im eigenen unmittelbaren Verantwortungsbereich alles Erforderliche unternimmt, um die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht zuletzt das Klima zu schützen." Die kirchliche Bilanz beim Umweltschutz sei "durchaus vorzeigbar". Hier sei in den vergangenen Jahren viel erreicht worden. Dennoch gebe es noch einiges zu tun. Auf internationaler Ebene leistetenn die kirchlichen Hilfswerke hier "großartige" Arbeit, indem sie die Ortskirchen in anderen Teilen der Welt nicht "besserwisserisch bevormunden", sondern gemeinsam neue Lösungen erproben. "So geht Weltkirche!", unterstrich Meier.
Der Augsburger Bischof wurde auf der DBK-Herbstvollversammlung vergangenes Jahr zum neuen Vorsitzenden der Kommission Weltkirche gewährt. Er folgte auf den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der das Amt nach 15 Jahren aus Altersgründen zur Verfügung stellte. (mal)