Einläuten des Sonntags verzögert Demonstration

AfD empört: Passauer Domglocken stören Corona-Proteste

Veröffentlicht am 17.01.2022 um 17:01 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ Licht aus am Dom für Pegida, Glockenläuten gegen Rechts: Schon oft haben Kirchen gegen Rechtspopulisten und Rechtsradikale protestiert. Auch in Passau wurde jetzt eine Demonstration so gestört – dachte jedenfalls die AfD.

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Das Glockenläuten des Passauer Doms hat eine Protestaktion von Gegnern der Corona-Schutzmaßnahmen verzögert – entgegen Vorwürfen aus den Reihen der AfD handelte es sich aber nicht um eine absichtliche Störung. Laut dem Bayerischen Rundfunk sei der Versammlungsleiter und AfD-Landtagsabgeordnete Ralf Stadler am Samstag von einem Gegenprotest ausgegangen, nachdem die für 15 Uhr angemeldete Demonstration aufgrund des Läutens erst mit einer Viertelstunde Verspätung beginnen konnte: "So – dann hat sich der Bischof jetzt ausgetobt …", soll Stadler das Ende des Geläuts kommentiert haben. Die Kirche haben sich früher "kaufen" lassen, "so ist es heute noch", ergänzte er. Auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystron vermutete eine absichtliche Störung durch die Kirche und sprach laut BR süffisant von einer "Begrüßung" durch die Domglocken.

Beim Läuten handelte es sich jedoch nicht um einen geplanten Protest, sondern um einen Fehler in der Planung der Demonstranten aufgrund mangelnder Ortskenntnis: Auf deren Vorwürfe ging der Passauer Dompropst Michael Bär zu Beginn des Sonntagsgottesdiensts ein und wies sie zurück. Es habe sich nicht um eine Protestaktion gehandelt, vielmehr schlügen die Glocken jeden Freitag und Samstag um 15 Uhr zur Todesstunde Jesu und um den Sonntag einzuläuten. Bär betonte: "Die akustische Oberhoheit hier am Domplatz haben immer noch wir."

Es gibt auch echte Glockenproteste

Auch wenn in Passau die Domglocken keinen geplanten Protest gegen die AfD darstellten, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu lautstarken kirchlichen Protesten gegen Versammlungen der rechtspopulistischen Partei. Immer wieder läuteten Kirchenglocken, um rechte Aufmärsche zu stören oder zu verhindern wie im Juni 2021 in Gelsenkirchen. Bereits 2018 hatte die AfD Sachsen-Anhalt den Kirchen vorgeworfen, "offiziell angemeldete Demonstrationen der AfD durch Glockengeläut zu stören".

An Weihnachten hatte sich der Passauer Bischof Stefan Oster für mehr gegenseitiges Verständnis in der Debatte um die richtige Corona-Politik ausgesprochen. So sollte man sich seiner Ansicht nach fragen: "Kann man dem Anderen, der anders denkt und tickt als ich, selbst in schwierigen Fragen, kann man dem unterstellen, dass er auch das Gute will, für die Welt, für sein eigenes Leben, für die Anderen? Oder muss ich dem immer nur unterstellen, dass er mein Leben bedroht und zugrunde richtet, weil er sich impfen lässt, oder sich nicht impfen lässt?" Jeder sollte deshalb lernen, dass im Anderen auch etwas Gutes sei. (fxn)