Mitglieder des Kardinalsrats seien Stimmen von der "Basis"

Maradiaga: Im Pontifikat von Franziskus hat neue Etappe begonnen

Veröffentlicht am 19.01.2022 um 13:25 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Befindet sich das Pontifikat von Franziskus auf der Zielgeraden? Diese Meinung ist wenige Monate vor dem neunten Jahrestag der Papstwahl Jorge Mario Bergoglios gelegentlich zu hören. Kardinal und Papstvertrauter Maradiaga widerspricht entschieden.

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Der honduranische Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga sieht das Pontifikat von Papst Franziskus in einer neuen Etappe. Die von Franziskus angestrebte Kurienreform sei nahezu vollendet und müsse nun durch neue Ernennungen in den vatikanischen Dikasterien gefestigt werden, sagte der Koordinator des Kardinalsrats der Nachrichtenseite "Rome Reports" am Dienstag. "Einige sprechen davon, dass sich das Pontifikat in der finalen Etappe befindet", so Maradiaga. Doch dieser Ansicht sei zu widersprechen.

Maradiaga betonte weiter, dass Franziskus die Empfehlungen der Kardinäle aus den Beratungen vor dem vergangenen Konklave 2013 befolgt und die Reform der römischen Kurie angestoßen habe. Dazu zähle auch die Einrichtung des Kardinalsrats als Beratergremium des Papstes, das Maradiaga leitet und dem auch der Münchener Erzbischof Kardinal Reinhard Marx angehört. Diese Gruppe von Kardinälen "der Basis" stelle für Franziskus neben den Nuntiaturen und dem Staatssekretariat eine weitere Quelle für verlässliche Informationen dar.

Reform auf drei Ebenen

Die Reform von Franziskus vollziehe sich auf drei Ebenen, so Maradiaga: Auf der spirituellen Ebene durch die Gesten des Papstes und Veranstaltungen, wie das Jahr der Barmherzigkeit; auf der ekklesiologischen Ebene, was sich durch die Stärkung der Synodalität in der Kirche zeige; und auf der institutionellen Ebene, die im Neuzuschnitt der Vatikanbehörden, einer größeren ökonomischen Transparenz und im Kampf gegen den Missbrauch bestehe. Diese Arbeit sei begonnen, aber noch lange nicht abgeschlossen, sagte Maradiaga. "Die Reform hat mit Blick auf die wirtschaftlichen Aspekte begonnen." So habe Franziskus in den bald neun Jahren seines Pontifikats mehrere Bankkonten schließen müssen: "Sie dienten anderen Zwecken, wie etwa dem Verbergen von Geldsummen vor dem italienischen Staat."

Papst Franziskus arbeitet seit seiner Wahl 2013 an einer Kurienreform. Eine neue Apostolische Konstitution soll die aktuelle Kurienverfassung auf Grundlage der Konstitution "Pastor bonus" von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1988 ablösen. Als Veröffentlichungstermin für die Konstitution mit dem Arbeitstitel "Praedicate Evangelium" war zunächst 2019 im Gespräch, auch eine geplante Veröffentlichung im Frühjahr 2020 wurde verschoben. Vatikan-Beobachter rechnen mit einem baldigen Inkrafttreten. (rom)