Bischofskonferenz-Vorsitzender äußert sich zum Münchner Missbrauchsgutachten

Bätzing kritisiert Benedikt XVI.: "Zeit der Wahrheit"

Veröffentlicht am 22.01.2022 um 09:11 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ "Vertuscht, verdeckt wurde lange genug", sagt der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing nach dem Münchner Missbrauchsgutachten – auch mit Blick auf den emeritierten Papst Benedikt XVI. Jetzt sei die Zeit der Wahrheit.

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Die katholische Kirche hat nach den Worten des Limburger Bischofs Georg Bätzing auch unter treuen Anhängern massiv an Vertrauen eingebüßt. Mit Blick auf das Münchner Missbrauchsgutachten sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Freitagabend vor den Teilnehmern eines Gottesdienstes in Trier: "Auf vielen von Ihnen lastet diese Situation ungeheuerlich."

Längst habe die Krise auch ihn erreicht, so Bätzing weiter. "Viele sagen mir: 'Ich muss mich doch rechtfertigen in meiner Familie, in meinem Freundeskreis, in meinem Verwandtenkreis, dass ich noch zu diesem Verein gehöre.'" Angesichts dessen, was die Münchner Studie zutage gefördert habe müsse er eingestehen: "Manchmal schäme ich mich auch, dass wir eine solche Vergangenheit gehabt haben."

Fehlverhalten von Führungskräften

Das am Donnerstag vorgestellte Gutachten bescheinigt mehreren Münchner Erzbischöfen und weiteren Angehörigen der Bistumsleitung Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern sowie fehlende Sorge für die Geschädigten. Die Studie erhebt in diesem Zusammenhang auch Vorwürfe gegen den früheren Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger, der von 1977-1982 dem Erzbistum München-Freising vorstand.

Bätzing sprach von einem "desaströsen Verhalten" und erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch Benedikt XVI. "Vertuscht, verdeckt wurde lange genug", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. "Jetzt ist die Zeit der Wahrheit." Denn nur die Wahrheit werde Freiheit bringen, den Blick auf Jesus freigeben und möglicherweise auch neues Vertrauen für die Kirche schaffen. Den Teilnehmern des Gottesdienstes rief Bätzing zu: "Verlieren Sie nicht den Mut." (KNA)