Vorwürfe gegen früheren Kirchenmusikdirektor Norbert Weber

Nach Passauer Bistums-Appell: Weitere Missbrauchsopfer melden sich

Veröffentlicht am 01.02.2022 um 12:35 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ Kirchenmusikdirektor und Ordensmann Norbert Weber soll über fast 40 Jahre Kinder und Jugendliche missbraucht haben: Bewusst hatten das Bistum Passau und der Kapuzinerorden seinen Namen öffentlich gemacht. Nun meldeten sich weitere Betroffene.

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Im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Passauer Kirchenmusikdirektor Norbert Weber haben sich einem Bericht zufolge weitere Betroffene gemeldet. Aktuell seien 14 Opfer bekannt, so der Bayerische Rundfunk (BR) am Dienstag unter Berufung auf die Interventionsbeauftragte des Bistums, Antonia Murr. Das Bistum und der Kapuzinerorden hatten die Vorwürfe gegen den 2000 verstorbenen Kapuzinerpater Weber im November öffentlich gemacht und mögliche Missbrauchsopfer aufgerufen, sich zu melden. Das Bistum Würzburg schloss sich dem an, weil Weber auch dort tätig war. Damals war von drei Missbrauchsfällen die Rede. Bereits kurze Zeit später hatten sich sieben weitere Betroffene gemeldet.

Weber, der auch mit der Ministrantenarbeit beauftragt war, soll über fast vier Jahrzehnte hinweg Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Ein Missbrauchsopfer berichtete nun dem BR, Weber habe Jungen etwa nach Musikproben möglichst unbeachtet von der Gruppe getrennt und zu sich geholt. "Er hat mich auf sein Zimmer genommen und mir erzählt, dass er Medizin studiert hat und irgendwelche Bücher gezeigt. Dann ging's los. Einmal meinte er, er müsse mich wegen eines Leistenbruchs untersuchen. Dann hat er mir die Hose ausgezogen und mich angefasst." Laut BR kam es auch zu Vergewaltigungen.

Passaus Bischof Stefan Oster sagte, er habe "wirklich den Wunsch, dass auf die Betroffenen geschaut wird, dass wir Hilfe geben können". Die Opfer dürften nicht das Gefühl bekommen, abgeblockt zu werden. "Ich kann mir vorstellen, dass das in der Vergangenheit passiert ist, um das System zu schützen. Das will ich nicht, dass das System um des Systems willen geschützt wird."

Für unangemessenes Verhalten durchaus bekannt

Viele Leute hätten nun gesagt, Weber sei für unangemessenes Verhalten durchaus bekannt gewesen, ergänzte der Bischof. "Auf einmal merkt man plötzlich: Auch zu dem Thema Vertuschung gehören nicht nur Verantwortliche – die auch, vielleicht die als Hauptverantwortliche –, sondern das ist eingebettet in eine Community, eine Gemeinschaft, die auch mithilft: 'Ja, aber über das redet man nicht'", kritisierte Oster.

Die Diözese Passau und der Kapuzinerorden hätten Missbrauchsopfern im Fall Norbert Weber bereits zwei Entschädigungszahlungen zukommen lassen, so der BR. Zwei weitere Anträge seien in Vorbereitung. Das Bistum stelle zudem Therapien in Aussicht.

Kritik an der Veröffentlichung von Webers Namen hatten das Bistum Passau und der Kapuzinerorden zurückgewiesen. Dies sei der einzig richtige Weg gewesen, Personen eine Möglichkeit zu eröffnen, ihr Leid auszusprechen und anzuerkennen. Dabei sei man sich bewusst, "dass mit Pater Weber eine Person im Raum steht, die in einigen Kreisen – besonders in Musik und Kultur – immer noch großes Ansehen genießt". (tmg/KNA)