Ihm sei bewusst, dass er damit gegen die liturgische Ordnung verstoße

Missbrauchsskandal: Pfarrvikar will auf Priestergewand verzichten

Veröffentlicht am 02.02.2022 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Arnstein ‐ "Was tun wir bei jeder Messfeier und potenziert in Pontifikalämtern? Wir instrumentalisieren das Gedächtnismahl des Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu zur Inszenierung klerikaler Macht", begründet der Priester sein Vorgehen.

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Ein Priester aus dem Bistum Würzburg will als Reaktion auf den Missbrauchsskandal für drei Wochen auf das Tragen des Priestergewands im Gottesdienst verzichten. Das kündigte Pfarrvikar Christian Ammersbach aus Arnstein dem Würzburger Generalvikar Jürgen Vorndan in einem Schreiben an. Stattdessen will Ammersbach nur das Untergewand, die Albe, tragen, wie es auch Wortgottesdienstleiter, Pastoralreferenten und Ministranten tun. Ihm sei bewusst, dass er damit gegen die liturgische Ordnung verstoße.

Auf die Idee gebracht habe ihn die Aktion einer Aschaffenburger Gemeinde, die drei Wochen lang auf die Sonntagsmesse verzichtet und stattdessen Berichte von Betroffenen anhören und aus dem Münchner Missbrauchsgutachten lesen will. Vorndran hatte betont, eine Solidaritätsaktion sei grundsätzlich unterstützenswert. Man hinterfrage als Bistumsleitung das Vorgehen aber sehr stark, "denn die Eucharistie sollte ein Raum sein, der frei ist von jeder Instrumentalisierung". Die Feier von Tod und Auferstehung sei eine Selbstverständlichkeit der christlichen Gemeinde.

Kritik am Generalvikar

Ammersbach kritisierte in dem Schreiben Vorndran für diese Aussagen. "Denn was tun wir bei jeder Messfeier und potenziert in Pontifikalämtern? Wir instrumentalisieren das Gedächtnismahl des Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu zur Inszenierung klerikaler Macht." Diese Inszenierung beginne bei der Kleidung. Eine Reaktion von Vorndran gebe es bisher nicht, sagte Ammersbach am Mittwochmorgen auf Anfrage. Zuerst hatte die "Main-Post" über das Vorhaben berichtet.

Diese Entscheidung habe er allein getroffen und wolle sie nun bei den anstehenden Gottesdiensten in den zwölf Gemeinden erklären. Bei einem Treffen mit allen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden am Dienstagabend habe er positive Rückmeldungen erhalten. Abhängig davon, wie das Echo in den Gemeinden sei, werde er sehen, ob die Aktion auf drei Wochen begrenzt bleibe. "Ich will das nicht in allgemeiner Machtvollkommenheit entscheiden." Er hoffe, dass weitere Priester seinem Beispiel folgten. (tmg/KNA)