Voderholzer: Bitte um Verzeihung für missverständliche Äußerung
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat für seine missverstandenen Äußerungen bei der dritten Synodalversammlung um Entschuldigung gebeten. "Menschen, vor allem Missbrauchsopfer fühlen sich von mir vor den Kopf gestoßen, verletzt, sind empört. Das macht mich traurig und lässt mich beinahe verzweifeln. Ich bitte um Verzeihung", heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Statement des Bischofs auf der Internetseite des Bistums. "Mein Anliegen ist ja gerade: echter Einsatz für die Opfer, unmissverständlicher Kampf gegen die Täter und stetes Bemühen um Aufarbeitung, Aufklärung und vor allem Prävention."
Bei der Debatte um das Münchner Missbrauchsgutachten sei es ihm darum gegangen, das Gutachten ernst zu nehmen. In der öffentlichen Aussprache des fast 2.000-seitigen Textes habe man sich fast nur auf eine Stellungnahme von Benedikt XVI. fokussiert. "Das wird meiner Ansicht diesem Gutachten nicht gerecht. Ich erwarte mir echte Erkenntnisse von einem solchen Werk, weil ich davon lernen will." Sein Hinweis in der Synodalversammlung sei als "sachlich-kritischer Beitrag" gemeint gewesen.
Sprecher distanzieren sich von Voderholzer
Voderholzer hatte sich am Donnerstag während der Dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt zum Gutachten der Kanzlei WSW geäußert, in dem die Missbrauchsfälle im Erzbistum München und Freising seit 1945 untersucht worden sind. "Was dabei zu kurz kommt, ist, dass 1973 die Strafrechtsreform Kindesmissbrauch nicht mehr als Verbrechen eingeschätzt hat, und zwar auf der Basis von sexualwissenschaftlichen Urteilen, die davon ausgehen, dass für die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Vernehmungen wesentlich schlimmer sind, als die im Grunde harmlosen Missbrauchsfälle", so der Bischof. Er habe "den Eindruck, die Verantwortlichen in der Kirche haben damals eher dem Zeitgeist nachgegeben, als dass sie sich um Recht und Gerechtigkeit bemüht hätten".
Der Beitrag des Regensburger Bischofs sorgte für Irritationen unter den Synodalen. Mehrere Sprecher distanzierten sich daraufhin von dessen Worten. Zum Ende der Aussprache ergriff Voderholzer dann noch einmal selbst das Wort, um seine Aussagen zu erläutern. Er beklagte, er werde "mit einer Position identifiziert, die das Gegenteil von dem sagt, was ich sagen wollte." Ihm sei es in Wahrheit um die Distanzierung von der Verharmlosung des Missbrauchs in den 1970er Jahren gegangen. Die Präsidentin des Synodalen Wegs, Irme Stetter-Karp, sagte im Nachhinein: "Ich bin froh, dass Sie versucht haben, Ihre Intention zu klären." Man sei sich vorher im Präsidium einig in dem Eindruck gewesen, "dass, wenn Sie das nicht getan hätten, wir Ihre Äußerung als eine Grenzverletzung dessen bewertet hätten, wie wir hier mit den Betroffenen umgehen wollen", so die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
In seinem Statement von Freitag gibt Voderholzer zu, er hätte seine Kritik "nicht in dieser kurzen Form in der Synodalversammlung äußern dürfen, sondern hätte sie in Form eines wissenschaftlichen Aufsatzes o.ä. darlegen müssen". Der Gedankengang ließe sich nicht in wenigen Zeilen oder Minuten erklären. "Sehr geehrte Betroffene, vor allem im Bistum Regensburg, Sie wissen, dass ich an Ihrer Seite stehe und mich nach Kräften dafür einsetze, dass Ihnen größtmögliche Gerechtigkeit wiederfährt", heißt es in der Erklärung des Regensburger Bischofs. "Die Verharmlosung von Pädophilie und Päderastie, die Verharmlosung von Sex mit Kindern, den wir heute zum Glück alle als fundamentales Verbrechen einstufen, war ein Skandal der 1970er Jahre." Er stehe an der Seite der Betroffenen und trete dafür ein, "alles Menschenmögliche dafür zu tun, dass es effektiv bekämpft wird". (cbr)