Kardinal Wetter gibt Landauer Ehrenbürgerwürde zurück
Der emeritierte Münchner Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter hat seine Ehrenbürgerschaft der Stadt Landau in der Pfalz zurückgegeben. Wie die Kommune am Mittwoch mitteilte, habe der gebürtige Landauer den Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) und die Mitglieder des Stadtrats in einem Schreiben darüber informiert. Er wolle nicht, "dass durch die Auseinandersetzungen um meine Person der Friede der Stadt gestört wird", so Wetter, dem das Münchner Missbrauchsgutachten während seiner Zeit als Erzbischof (1982-2008) Fehlverhalten in 21 Fällen attestiert hatte. Seine Verbundenheit mit Landau halte Wetter aber trotz der Rückgabe der Ehrenbürgerwürde aufrecht: "Meine Liebe zu meiner Heimatstadt und mein Stolz, ein Landauer zu sein, bleiben davon unberührt." Hirsch würdigte die Entscheidung Wetters und sprach ihm seinen Respekt aus. Der Kardinal zeige damit, wie sehr er sich Landau verbunden fühle.
Nach der Veröffentlichung des Gutachtens hatte der Oberbürgermeister bereits angekündigt, die Ehrungen der Stadt für den Kardinal auf den Prüfstand zu stellen. Wetter wurde 1928 in Landau geboren und war seit 1994 Ehrenbürger der Stadt, seit 2020 ist zudem auf den Vorschlag der Pfarrei Mariä Himmelfahrt (Bistum Speyer) ein Platz im Stadtzentrum vor der Kirche nach ihm benannt. Mit der Pfarrei stehe Hirsch bereits in Kontakt. Der Platz stehe im Eigentum der Kirche und habe "keine postalische Bedeutung", teilte die Stadt mit. Hirsch empfehle daher dem Stadtrat mit Blick auf die Platzbenennung, die Beratung in den Gremien der örtlichen Kirchengemeinde abzuwarten. Unter den derzeit 25 Ehrenbürgern der Stadt war Wetter der prominenteste.
Der 93-jährige Wetter hatte in der Woche nach Vorstellung des Münchner Gutachtens eine persönliche Verantwortung für Missbrauchsfälle übernommen und für seine "falsche Entscheidung" in dem prominenten Missbrauchsfall "Peter H." um Entschuldigung gebeten. Vor 2010 habe Wetter sich nicht eingehend mit den fatalen und zerstörerischen Folgen von Missbrauchstaten für Kinder und Jugendliche auseinandergesetzt. "Dass 'historisch' betrachtet der Wissensstand vor 40 Jahren zur Therapierbarkeit eines Täters noch optimistischer war, dass man die Opfer sowie die betroffenen Familien und Pfarreien zu wenig oder nicht gehört hat und dass man der Kirche nicht schaden wollte, sind Fehler, die nicht mehr begangen werden dürfen", so Wetter. "Es tut mir von Herzen leid, was in meiner Amtszeit so nicht erkannt wurde." In der gesamten Kirche sei eine "Selbstreinigung im Gang, die mit einem Schuldbekenntnis beginnt". (fxn)