Priester wirbt für kirchliche Reformen

Moraltheologe Schallenberg: Volkskirche ist am Ende – gut so!

Veröffentlicht am 11.02.2022 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 

Unna ‐ Der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg zieht mit Blick auf die Situation der Kirche eine nüchterne Bilanz: " Die Kirche in ihrer bisherigen Form liegt im Sterben." Schlimm findet er das allerdings nicht. Stattdessen wirbt er für Reformen.

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Der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg wünscht sich für die katholische Kirche in Deutschland eine neue Form. "Die Kirche in ihrer bisherigen Form liegt im Sterben", schreibt Schallenberg in einem Leserbrief an den Hellweger Anzeiger am Freitag.  "Diese Form der Volkskirche, eher: der Staatskirche ist in der Tat am Ende...und das ist gut so!"

Schallenberg antwortet mit seinem Brief auf den Brief eines Redakteurs der Zeitung an Papst Franziskus, in dem der Journalist das Kirchenoberhaupt zu Reformen der Kirche im Hinblick etwa auf Zölibat und Frauenweihe sowie zur Rettung der Kirche in Deutschland aufruft.

Schallenberg führt in seinem Text aus, man brauche "keine Kirche der staatlichen Privilegien, üppiger finanzieller Staatsleistungen, ja auch keine Kirche mehr der staatlich eingezogenen und den Diözesen überwiesener Kirchensteuern". Karitative Dienste müssten dann anders finanziert werden. Auch das kirchliche Arbeitsrecht würde nicht benötigt.

Zwei Kirchenmodelle

Der Moraltheologe wirbt stattdessen für ein anderes Kirchenmodell: "Wir brauchen statt der Staatskirche eine Bekenntniskirche, also die Gemeinschaft von Menschen, die an Jesus Christus und seine Botschaft der Liebe Gottes, seines Vaters, glauben, und diesen Glauben in ihrem Leben umsetzen wollen." Dafür gebe es zwei Modelle: das apostolische und das reformatorische Modell. Das apostolische Modell gebe den Glauben durch Sakramente weiter. Teil dieser Weitergabe durch Sakramente sei die Tradition des Zölibats bei Priestern "als Hochschätzung der Lebensform Jesu und als lebendiger Gottesbeweis", nicht aber die Diskriminierung sexueller Minderheiten. Dagegen funktioniere das reformatorische Modell durch das Hören auf das Wort Gottes in der Schrift und das eigene Gewissen.

Schallenberg wirbt dafür, beide Modelle nicht zu vermischen, sondern "für einen edlen Wettstreit auf dem Markt der religiösen oder auch der nicht-religiösen Möglichkeiten. Jeder ist frei, Gottseidank, zu glauben oder nicht zu glauben." Auf diesem Markt könne und müsse die katholische Kirche ihren Teil beitragen, "nach notwendiger Reform und ohne Brokat und Gold".

Schallenberg ist seit 2008 Professor für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät Paderborn. Weiterhin ist der Priester Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle (KSZ) in Mönchengladbach und Konsultor des vatikanischen Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. (cph)