Theologin Knop sieht "Schwung nach vorne" in der Kirche
Die Theologin Julia Knop hat sich mit Blick auf Reformen in der katholischen Kirche optimistisch geäußert. Die dritte Vollversammlung des Reformdialogs Synodaler Weg in Frankfurt habe "Schwung aufgenommen in die richtige Richtung", sagte Knop am Freitag im Radiosender hr2.
"Wir waren wirklich an einer Schwelle, wo sich vieles entscheidet und wo der Synodale Weg auch hätte scheitern können", sagte Knop, die zu den 230 Delegierten der Synodalversammlung gehört. Dann seien aber mehrere wichtige Texte mit den erforderlichen Mehrheiten beschlossen worden. Sie beobachte nun, "dass sich immer mehr Bischöfe und auch andere Synodale positionieren und eigenständig vorangehen", sagte die 45-jährige Erfurter Dogmatik-Professorin. Momentan gebe es "die besten Voraussetzungen, die wir haben können". Das sei zwar "noch keine Euphorie, aber ein begründeter Schwung nach vorne".
"Bei laufendem Motor weitergehen"
Knop betont: "Wir probieren gerade so etwas wie die Quadratur des Kreises: Wir sehen einen enormen Reformstau innerhalb eines kirchlichen Systems, versuchen aber, diesen Stau unter den Bedingungen des Systems und mit den Repräsentanten dieses Systems zu beheben oder aufzulockern." Es gehe nicht um eine Revolte oder eine Revolution, sondern darum, "bei laufendem Motor weiterzugehen". Das könne nur funktionieren, "wenn die kirchlichen Entscheidungsträger einen Haltungs- und Kulturwandel mitgehen, indem sie sich überzeugen lassen und dann kraft eigener Überzeugung Selbstbindungen eingehen".
Knop verwies auf die am 10. Februar unter anderem vom Präsidium des Synodalen Wegs veröffentlichte "Frankfurter Erklärung", die auf eine Selbstverpflichtung aller Unterzeichnenden gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung sowie für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche zielt. Die "Frankfurter Erklärung" wurde unter anderen vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, unterschrieben. Die im Internet zugängliche Petition hatte am Freitag mehr als 13.300 Unterzeichner.
Bei der dreitägigen Vollversammlung Anfang Februar diskutierten die Synodalen unter anderem über eine veränderte Sexualmoral einschließlich einer Neubewertung der Homosexualität, die Öffnung der sakramentalen Ämter für Frauen, eine Lockerung des priesterlichen Pflichtzölibats und einen anderen Umgang mit dem Thema Macht. Elf Handlungstexte wurden dabei von den Synodalen in erster Lesung verabschiedet und zur Weiterarbeit an die Foren gegeben. Der Orientierungstext des Präsidiums, der Grundtext des Machtforums und ein Handlungstext zur Beteiligung der Gläubigen bei der Bischofswahl wurden in zweiter Lesung von der Synodalversammlung beschlossen. Alle drei Texte erhielten auch die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. (mal/KNA)