Rörig gibt Amt als Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung ab
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat am Montag offiziell seinen angekündigten Rückzug vollzogen und sein Amt niedergelegt. Das Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sei weiterhin riesengroß und zu viele Menschen schauten bei einem Verdacht noch immer weg, betonte Rörig in einer Erklärung. Er warb erneut für einen "bundesweit wirkenden Pakt gegen sexuellen Kindesmissbrauch".
Rörig hatte das 2010 geschaffene Amt seit rund elf Jahren als Nachfolger der früheren Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) inne. Bis zur Berufung einer Nachfolge wird nach Angaben des Büros die langjährige Leiterin des Arbeitsstabes des Unabhängigen Beauftragten, Manuela Stötzel, das Amt kommissarisch übernehmen. Rörig wird demnach ab dem 1. März neue Aufgaben im Bundesfamilienministerium, in dem das Amt angesiedelt ist, wahrnehmen.
Rörig hofft auf starkes gesetzliches Fundament für Aufarbeitungskommission
Rörig betonte, der aktuelle Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung stimme ihn optimistisch. Die Ampel-Koalition habe sich entschlossen, sein Amt gesetzlich zu verankern und eine regelmäßige Berichtspflicht an den Bundestag einzuführen. Zudem werde die von ihm eingesetzte Unabhängige Aufarbeitungskommission weitergeführt, "hoffentlich auf einem starken gesetzlichen Fundament". Für eine solche Stärkung hatte sich Rörig zuletzt in einem vor rund zwei Wochen veröffentlichten Positionspapier eingesetzt.
Der Jurist Rörig war lange Jahre Bergmanns Büroleiter. Während seiner Amtszeit als Beauftragter wurden viele Gesetze zur Strafbarkeit von Missbrauch verschärft. Mit der Deutschen Bischofskonferenz handelte er vor zwei Jahren eine Gemeinsame Erklärung aus, in der sich die 27 Bistümer zu einer unabhängigen Aufarbeitung verpflichten.
Immer wieder äußerte sich Rörig auch zu aktuellen kirchlichen Debatten. So kritisierte er den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen dessen Umgang mit einem Aufarbeitungsgutachten und pochte auf Transparenz und Betroffenenbeteiligung. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising im vergangenen Januar sagte er, ihn verstöre der Pragmatismus, mit dem "sexueller Missbrauch wegverwaltet worden ist". Bei der Aufarbeitung gebe es eine "beschämende Halbherzigkeit".
Dank von Bischofskonferenz und ZdK
Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, dankte Rörig für seine geleistete Arbeit. "Wir haben viel von Ihnen gelernt. Sie haben uns gefordert und begleitet. Das war eine gute Wegstrecke", wurde Ackermann am Montag in einem Tweet der Bischofskonferenz zitiert. Darin sprach sich der Bischof auch dafür aus, dass Amt Rörigs Amt gesetzlich zu verankern.
Am Nachmittag dankte auch das das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Rörig für seine Arbeit. Mit seinem Blick für die Betroffenen und seinem vehementen Einsatz habe der Missbrauchsbeauftragte den Weg "für echte Aufarbeitung und effektive Prävention sexuellen Missbrauchs" bereitet, erklärte ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose bei Twitter. Und weiter: "WIr gehen diesen Weg konsequent weiter." (stz/KNA)
28.02.2022, 14:55 Uhr: ergänzt um die Stellungnahme des ZdK