Oster: Seminar ohne Priesteramtskandidaten "ist tatsächlich bitter"

Bistum Passau schließt Priesterseminar – Neubeginn in Regensburg

Veröffentlicht am 01.03.2022 um 15:28 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ Mangels Studenten wurde die Theologische Fakultät der Uni Passau bereits 2007 ruhen gelassen. Nun schließt das Passauer Priesterseminar ganz. Für Bischof Stefan Oster ist das eine schmerzhafte und bittere Entwicklung.

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Das Priesterseminar Sankt Stephan im Bistum Passau wird geschlossen. Das berichtet das "Passauer Bistumsblatt" in seiner neuen Ausgabe. Künftig studierten die Priesteramtskandidaten in Regensburg, wo sie von dem neuen Regens Christoph Leuchtner betreut würden. Das Ausbildungsmodell solle dazu beitragen, dass der Bezug zum Heimatbistum erhalten und sogar intensiviert werde, heißt es. Der jetzige Regens Martin Dengler setzt nach eigenen Worten vor allem große Hoffnungen auf die Praxisvertiefung in der Studienphase. So sollen die Studenten in jedem Studienjahr zweimal vier Wochen in einem Ausbildungspfarrverband die Praxis vor Ort kennenlernen.

Bereits 2007 war beschlossen worden, die Theologische Fakultät der Universität Passau mangels Studenten ruhen zu lassen. Seither lebten und studierten die Passauer Priesteramtskandidaten in Regensburg. Das Passauer Priesterseminar bekam zugleich den Zuschlag für das Propädeutikum, in dem sich die Kandidaten auf das Theologiestudium vorbereiten. Laut "Bistumsblatt" zogen 2008 zum ersten Mal 26 Seminaristen aus den vier südbayerischen Diözesen Passau, Regensburg, München und Freising sowie Augsburg in Passau ein. Auch eine fünfwöchige Bibelschule in Israel sei Teil der Ausbildung gewesen.

Oster: Es hat sich seit Jahren abgezeichnet

Nachdem München aus dem gemeinsamen Beschluss ausgestiegen sei, sei die Zahl der Seminaristen deutlich zurückgegangen, heißt es. Im letzten Jahrgang seien es vier. Derzeit werde in Passau überlegt, was künftig aus dem Seminargebäude werden solle. Laut Bericht gibt es das Interesse eines karmelitischen Säkularinstituts, dort einen "Karmel in der Welt" zu gründen. Drei bis vier Frauen würden mit der Verpflichtung, täglich zwei Stunden stilles Gebet zu halten und ansonsten normaler Arbeit nachzugehen, einziehen. Eine weitere Idee sei, die Räume als Wohnheim für geistlich interessierte Studentinnen und Studenten beziehungsweise Auszubildende einzurichten.

Dem Blatt zufolge ist es Bischof Stefan Oster sehr wichtig, dass das Haus seinen geistlichen und kirchlichen Charakter behalte. Dennoch schmerze ihn die Entwicklung: "Ein Priesterseminar zu haben, das de facto keine Priesteramtskandidaten mehr beherbergt, ist tatsächlich bitter. Aber es hat sich seit Jahren abgezeichnet." Allerdings sei es bisher nirgendwo in Deutschland gelungen, den Rückgang der Zahlen bei den Seminaristen zu stoppen: "Natürlich hoffen und beten wir für eine Kehrtwende. Aber das wird wohl noch einige Zeit dauern." (KNA)