Bischof Meier würdigt Kirche in der Ukraine: "Alle Achtung"
Der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier hat der Kirche in der Ukraine Anerkennung ausgesprochen. "Wenn viele gehen, wenn alles zum Davonlaufen ist, die Kirche in der Ukraine bleibt", sagte Meier laut Manuskript beim Aschermittwochs-Gottesdienst in der Basilika Sankt Ulrich und Afra. Der Bischof ergänzte: "Die Hirten, allen voran die Bischöfe und Pfarrer, sind bei ihren Gläubigen. Luftschutzbunker werden zu Gebetsräumen und Wärmestuben für die Seele. Die Seelsorger bleiben da: alle Achtung, einfach bewundernswert!"
Meier legte den Gläubigen zusammen mit dem Apostolischen Exarchen für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh, das Aschenkreuz auf. Dieser gemeinsame "Akt der Buße und der Umkehr" zeuge "von Freundschaft und Verbundenheit unserer Kirchen", sagte der Augsburger Bischof, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist.
"Bleiben wir an der Seite unserer gepeinigten Schwestern und Brüder!"
Meier kündigte an, am Nachmittag nach dem am Morgen gefeierten Gottesdienst ebenfalls in der Ulrichsbasilika um Frieden in der Ukraine zu beten. Dies werde er mit Bischof Dzyurakh und dem evangelischen Augsburger Regionalbischof Axel Piper tun. "Wir stellen uns an die Seite derer, die in der Ukraine leben und leiden", so Meier. Das Gebet sei ein Dienst an den Menschen, "aber auch ein Dienst an der Ökumene und an der Menschlichkeit. Der Krieg in der Ukraine darf keine weiteren Kreise ziehen, er darf die Menschlichkeit nicht unter die Räder bringen." Meier appellierte: "Bleiben wir an der Seite unserer gepeinigten Schwestern und Brüder!"
Der Bischof warb zudem um Spenden für die Kriegsopfer. "Die Caritas ist mir ein hohes Anliegen. Öffnen wir Flüchtlingen unsere Türen und Herzen!" Meier erinnerte an eine Äußerung von Papst Franziskus: "'Die Kirche ist ein Feldlazarett nach einer Schlacht.' Wir müssen erst die Wunden heilen, dann können wir von dogmatischen und moralischen Dingen reden."
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Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch im Bistum Magdeburg den Aschermittwoch überschattet. "Die Idee vom Frieden in Europa, mit der wir nun einige Jahrzehnte gelebt haben, liegt in Schutt und Asche", sagte Bischof Gerhard Feige in einem Gottesdienst mit Mitarbeitenden der Bistumsverwaltung.
"Für die Menschen in der Ukraine ist das Bild von Schutt und Asche noch viel konkreter und existenzieller", betonte Feige. "Ihr Lebensraum, ihre Heimat, ihre Gegenwart, all ihre Zukunftspläne und jede Hoffnung auf ein freies, demokratisches Leben liegen wortwörtlich in Schutt und Asche. Endlichkeit und Vergänglichkeit sind überall spürbar. Schutt und Asche scheinen alles unter sich zu begraben."
"Wirklicher Friede erwächst aus einem echten Miteinander"
Der Bischof rief zum Engagement dafür auf, "dass das Leben und die Idee von Demokratie und Freiheit nicht von Schutt und Asche erstickt werden, sondern wieder wachsen können." Weiter mahnte Feige: "Lassen wir uns in dieser Fastenzeit dazu einladen, nach Wegen für ein demokratisches, menschenfreundliches und solidarisches Miteinander zu suchen."
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker mahnte in einem Aschermittwochsgottesdienst ebenfalls ein friedvolles Miteinander an. "Wirklicher Friede erwächst aus einem echten Miteinander und aus Respekt vor der Andersheit der Mitmenschen, vor der Andersheit unserer nächsten Nachbarn", sagte er am Mittwoch im Paderborner Dom mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Friede und Gerechtigkeit in der Welt seien nicht selbstverständlich.
"Wunder warten bis zuletzt"
Auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch äußerte sich zum Krieg in der Ukraine. "Wir fragen uns gerade in unseren Tagen, in denen der Krieg, diese uralte Geißel der Menschheit, den Himmel über Russland und der Ukraine, über Europa und der Welt verdunkelt, ob etwas an dem Gerücht dran ist: 'Wunder warten bis zuletzt'", so Koch beim Auftaktgottesdienst des "Aschermittwochs der Künstler" in Berlin. "Oder siegt die Asche des Krieges und der Auslöschung in der Ukraine und an anderen Orten der Zerstörung und Verwüstung unserer Welt und in unseren Herzen und in unserem Leben?", fragte der Erzbischof weiter. Die christliche Botschaft ermutige aber zu der Hoffnung, dass die Asche nicht das letzte Wort sei, so Koch.
Am Aschermittwoch beginnt für Katholiken die 40-tägige Fastenzeit. Den rituellen Auftakt der Vorbereitungszeit auf Ostern stellt die Verteilung des Aschenkreuzes in den Gottesdiensten dar. Dabei erhalten die Gläubigen ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet, das an die eigene Vergänglichkeit erinnern soll. (cbr/mpl/KNA)
02.03.22, 13.25 Uhr: Ergänzt um Stimmen von Bischof Feige und Erzbischof Becker. 20.30 Uhr: Ergänzt um Erzbischof Koch.