Priester des Moskauer Patriarchats fordern Kriegsende
Priester und Diakone der russisch-orthodoxen Kirche fordern in einem Offenen Brief Versöhnung und eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine. Die Unterzeichner des Online-Aufrufs – derzeit mehr als 230 – drücken ihre Trauer über das Leid aus, dem die Ukrainer "unverdient" ausgesetzt seien.
Mit Blick auf die "gottgegebene Freiheit des Menschen" erklären die Geistlichen, das ukrainische Volk müsse seinen Weg selbst wählen – ohne Druck des Westens oder des Ostens. Alle Soldaten – sowohl die russischen als auch die ukrainischen – sollten unverletzt nach Hause zurückkehren.
Betrübt zeigen sich die Priester, Diakone und Äbte angesichts der "Kluft, die unsere Kinder und Enkel in Russland und der Ukraine werden überwinden müssen, um wieder miteinander befreundet sein zu können". Die Unterzeichner kritisieren zudem indirekt die zahlreichen Festnahmen bei Protestaktionen in Russland. Kein gewaltloser Aufruf zum Frieden dürfe gewaltsam unterbunden und als Gesetzesverstoß betrachtet werden, heißt es.
Bereits am Montag hatte die ukrainische-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats von Kreml-Chef Wladimir Putin einen sofortigen Stopp des "Bruderkriegs" gefordert. In einer Erklärung bekräftigte die Kirchenleitung, der Heilige Synod, die "staatliche Souveränität und territoriale Integrität" der Ukraine und appellierte an den Moskauer Patriarchen Kyrill I., von der Staatsführung die unverzügliche Einstellung der Feindseligkeiten einzufordern.
"Verbrechen von Kain, der seinen Bruder Abel ermordete"
Unterdessen zeigte sich die russisch-orthodoxe Mariä-Schutz-Gemeinde in Bonn "bestürzt und fassungslos" über die Ereignisse in der Ukraine. Die Gemeinde schließe sich den Worten von Metropolit Onufri, Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, an, der das Geschehen als "Verbrechen von Kain, der seinen Bruder Abel ermordete" beschrieben habe, erklärte Pfarrer Eugen Theodor, Vorstandsmitglied der Bonner Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) am Mittwoch.
Fast alle Familien der multinationalen Gemeinde hätten Verwandte und/oder Freunde in der Ukraine, "und daher sind wir alle betroffen", erklärte Theodor. "Das, was jetzt geschieht – der Bruderhass, das Blutvergießen – empfinden wir eindeutig als ein Werk des Bösen. Die Welt ist so nah am Abgrund wie noch nie! Wir hoffen sehr, dass sie uns verstehen. Gott möge uns allen helfen!", so der Pfarrer.
Ausdrücklich distanzierte er sich vom Vorgehen Wladimir Putins. "Wir wollen als russisch-orthodoxe christliche Gemeinde nicht als "Vertreter der Kreml-Politik" angesehen, gedacht oder eingeordnet werden. Das sind wir nicht!" Die Gemeinde beziehe keine finanzielle Hilfe von der russischen Regierung, sondern finanziere sich aus Spenden und sei "sehr stolz darauf, unabhängig zu sein". (KNA)