Wallfahrtsrektor: Die Bischöfe kommen wie normale Pilger hierher
Seit Januar 2021 ist Pater Maximilian Wagner Wallfahrtsrektor der Basilika Vierzehnheiligen und Guardian der dortigen Franziskaner-Gemeinschaft. Er kümmert sich um einen der künstlerisch wie spirituell eindrucksvollsten Wallfahrtsorte Deutschlands. Im Interview erzählt er von einem besonderen Gotteshaus, den Umständen der Corona-Pandemie und seiner Aufgabe als "Gastgeber" der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.
Frage: Pater Maximilian, was macht für Sie die Besonderheit dieses Ortes aus?
P. Maximilian: Schon im Namen "Vierzehnheiligen" steckt die Besonderheit. Wir haben nicht nur eine architektonisch wunderbare Basilika – es ist auch ein Ort, an den Wallfahrer mit ihren vielfältigen Anliegen kommen. Es ist ein durchbeteter Ort, an den Menschen mit gesundheitlichen Anliegen kommen. Den 14 Nothelfern hat man ja aufgrund ihrer Lebensgeschichte verschiedene "Zuständigkeiten" zugeordnet. Die Leute haben sich gerne einen Heiligen rausgepickt, was sicher legitim ist. Ich sage aber immer: Man muss das Gesamtpaket sehen. (lacht) Viele gehen hier guten Mutes wieder weg. Eine Wallfahrt hierher hilft ihnen, in schweren Zeiten ein Stück Hoffnung zu bewahren.
Frage: Sie sind seit gut einem Jahr als Wallfahrtsrektor im Amt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
P. Maximilian: Ein Jahr zuvor, als ich noch nicht da war, gab es eine Zeit lang nahezu überhaupt keine Wallfahrten. Wegen Corona war das nicht möglich. Im vergangenen Jahr konnten wieder Wallfahrten starten, sodass das nicht abgerissen ist – auch wenn die Gruppen überschaubarer waren. Einige haben auch abgesagt, weil sie ängstlich waren. Aber dennoch bin ich froh, dass vieles stattfinden konnte. Vereinzelte Pilger kommen aber immer hierher, die lassen sich auch nicht von Corona abschrecken. Da der Wallfahrtsbetrieb nicht gleich auf Hochtouren lief, konnte ich langsam in die Aufgabe hineinfinden.
Frage: Wie hat Corona allgemein die Situation hier in Vierzehnheiligen verändert?
P. Maximilian: In unserer Basilika waren sonntags bei den einzelnen Gottesdiensten vor Corona-Zeiten oft 400 Besucher oder mehr. Durch die Begrenzung der Plätze sind es jetzt noch etwa 160. Auch der Abstand zwischen den Gottesdienstteilnehmern prägt die ganze Atmosphäre. Von daher würde ich mir wünschen, dass die Abstandsregelungen demnächst wegfallen. Aber wir hier im Landkreis sind immer "antizyklisch": Hier sinkt die Inzidenz, während sie deutschlandweit wieder steigt – und umgekehrt.
Wir bauen natürlich auf große Gruppen, die regelmäßig kommen. Das waren teilweise 600 bis 900 Pilger aus einer Ortschaft. Diese kamen dann wegen Corona mit einer Delegation von 50 bis 100 Leuten. Normalerweise laufen viele zu Fuß über mehrere Tage, übernachten irgendwo. Manche haben es dann so gemacht, dass sie, an dem Ort, an dem sie angekommen sind, mit dem Auto wieder nach Hause gefahren sind und da übernachtet haben. Am nächsten Tag sind sie wieder dahingefahren und sind weitergelaufen. Das ist natürlich auch nicht so ganz der Sinn der Wallfahrt – aber es war besser, als es ganz ausfallen zu lassen.
Frage: Haben Sie seit Ihrem Amtsantritt schon Bischöfe hier begrüßen dürfen?
P. Maximilian: Bischöfe sind immer mal wieder hier. Unser Erzbischof Ludwig Schick und Weihbischof Herwig Gössl sind regelmäßig da. Es gab viele Gelegenheiten: Priesterjubiläen oder Professjubiläen von Ordensschwestern. Erzbischof Schick ist sehr gerne hier.
Frage: Kennen Sie manche der Bischöfe bereits aus anderen Zusammenhängen persönlich?
P. Maximilian: Ich war schon in verschiedenen Diözesen eingesetzt. Ich selber komme aus dem Bistum Eichstätt, daher kenne ich Bischof Gregor Maria Hanke. Als er noch Abt im Benediktinerkloster Plankstetten war, war ich Provinzial der Franziskaner. Bevor ich hierherkam, war ich in Berlin Pfarrer. Deshalb habe ich mich gefreut, dass auch Erzbischof Heiner Koch gekommen ist und mich gleich erkannt hat. Auch Bischof Franz-Josef Bode kenne ich. Wir feiern manchmal in der Nähe von Osnabrück unser Provinzkapitel, da war er auch schon öfter zu Gast. Dadurch, dass wir im Haus nicht alle aus Bayern kommen, ergibt sich da das ein oder andere Wiedersehen mit einem Bischof aus der Heimat oder früheren Einsatzorten.
Frage: Was muss man denn bei der Organisation beachten, wenn sich knapp 70 Bischöfe zur Vollversammlung ankündigen?
P. Maximilian: Man muss für die Sicherheit der Bischöfe sorgen, deswegen ist ja auch ein Sicherheitsdienst da, der nur bestimmte Leute reinlassen darf. Aber auch für andere Dinge muss man sorgen: dass sie sich wohlfühlen im Haus, oder dass man dran denkt, einen Kirchenführer von Vierzehnheiligen auf die Zimmer zu legen. Am Montag wurde noch schnell ein großes Vortragekreuz von uns angefordert, damit im Tagungsraum der Bischöfe ein repräsentatives Kreuz steht.
Frage: Und welche Vorkehrungen mussten Sie in der Basilika treffen?
P. Maximilian: Ich war immer bei den Treffen dabei, bei denen es um die Sicherheitsfragen ging. Im Vorfeld des Eröffnungsgottesdienstes sind Hunde durch die Basilika gegangen, um nach möglichem Sprengstoff zu suchen. Es saßen auch Polizisten in Zivil drin, die bei einem Vorfall eingeschritten wären. Man rechnete da mit vielem, aber insgeheim habe ich mir gedacht, es wäre komisch, wenn ausgerechnet in Vierzehnheiligen etwas passieren würde. Denn Oberfranken ist sehr friedlich. Wir haben schon mit Demonstrationen gerechnet aufgrund unserer Erfahrungen. 2010 waren nämlich schon einmal die bayerischen Bischöfe zu Gast, als der Missbrauchsskandal öffentlich wurde. Wir dachten, es würde dieses Mal wieder einiges los sein, waren aber froh, dass es doch ruhig blieb.
Frage: Wie nehmen Sie die Stimmung unter den Bischöfen hier in Vierzehnheiligen wahr?
P. Maximilian: Ich konnte die Stimmung nicht richtig einfangen. Aber als die Bischöfe vor dem Eröffnungsgottesdienst in der Kälte draußen standen, habe ich mir gedacht: Vielleicht ist das ein Bild für die aktuelle Atmosphäre.
Frage: Wie unterscheiden sich Bischöfe von normalen Pilgern?
P. Maximilian: Bischöfe freuen sich gewiss, wenn sie hofiert werden. Aber wie jeder normale Pilger kommen sie her, um zu beten, um Gottesdienst zu feiern – auch mit ihren je eigenen Sorgen.