Papst Franziskus: Krieg gegen Ukraine ist "perverser Machtmissbrauch"
Der Papst hat Europäer und vor allem Christen zu tatkräftigem Engagement angesichts des Krieges in der Ukraine wie auch der Pandemiefolgen aufgerufen. Der Krieg im Herzen Europas "macht uns fassungslos. Ich hätte nie gedacht, dass wir solche Szenen, die an die großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts erinnern, noch einmal erleben würden", so Franziskus in einer Grußbotschaft an die Teilnehmer der 3. Europäischen Katholischen Sozialtage in Bratislava.
In einer Botschaft an den Vorsitzenden des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Erzbischof Gintaras Grusas von Vilnius, schreibt der Papst weiter: "Wieder einmal ist die Menschheit durch perversen Machtmissbrauch und Eigeninteressen bedroht, die wehrlose Menschen dazu verurteilen, alle Formen brutaler Gewalt zu erleiden." Gleichzeitig dankte Franziskus allen, die sich schon für die Opfer des Krieges einsetzen.
"Wir können nicht tatenlos zusehen"
Das viertägige Treffen in der slowakischen Hauptstadt steht unter dem Motto "Europa nach der Pandemie: ein Neuanfang". Angesichts der Pandemiefolgen wie Arbeitslosigkeit, Armut, Einsamkeit, aber auch des Einbruchs im kirchlichen Leben, rief der Papst zu tatkräftigem Handeln auf. "Wir können nicht tatenlos zusehen", warnte er. Christen und alle europäische Bürger seien aufgerufen, sich für das Wohl aller einzusetzen. Es gehe nicht um ein vereinheitlichtes Europa, aber um gemeinsamen Einsatz im Sinne der christlichen Botschaft. Das Logo der Europäischen Sozialtage zeige dies sehr deutlich: den heiligen Martin von Tours, der mit dem Bettler seinen Mantel teilt.
An den 3. Europäischen Katholischen Sozialtagen in Bratislava nehmen rund 150 kirchliche Delegierte sowie Politiker und Wissenschaftler aus ganz Europa teil. Sie beraten von Donnerstag bis Sonntag über soziale Herausforderungen in Europa und Wege zur Erneuerung. Eröffnet wurde die Tagung am Donnerstag vom Vizepräsidenten des EU-Parlaments Othmar Karas (EVP) und der kroatischen EU-Kommissarin Dubravka Suica. Zu den Hauptreferenten gehören der Sekretär des Päpstlichen Kulturrates, Bischof Paul Tighe, sowie die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.
Bislang hatte der Papst zwar mehrfach zum Frieden in der Ukraine aufgerufen und etwa mit der Entsendung zweier Kurienkardinäle ins Kriegsgebiet Zeichen der Präsenz der katholischen Kirche gesetzt. Deutliche Worte gegen Machthaber Wladimir Putin oder den Moskauer Patriarchen Kyrill I., der den Krieg offen rechtfertigt, sprach der Pontifex hingegen nicht aus. Zuletzt hatte er sich mit Kyrill telefonisch über die Lage in der Ukraine ausgetauscht. (tmg/KNA)